Zollitsch in einem Brief 1995: „Aufklärung“ sei „Racheakt“ gegenüber dem mutmaßlichen Täter
Hier die Pressemitteilung von Report Mainz (18.07.2010) im vollen Wortlaut:
Achtung: Diese Original-Pressemitteilung ist ausführlicher als die Meldungen beim SWR, Zeit, Süddeutsche usw.
Presseinformation REPORT MAINZ, Montag, 19.07.2010, 21:45 Uhr im ERSTEN
REPORT MAINZ:
Katholischer Pfarrer und Opfer erheben Vertuschungsvorwürfe gegen Robert Zollitsch im Oberharmersbacher Missbrauchsfall
Zollitsch in einem Brief 1995: „Aufklärung“ sei „Racheakt“ gegenüber dem mutmaßlichen Täter
Mainz. Gegen den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, gibt es neue Vertuschungsvorwürfe. Dem ARD Politikmagazin REPORT MAINZ liegen zwei, von Robert Zollitsch selbst unterschriebene Briefe aus dem Jahr 1995 vor, in denen er sich zum Missbrauchsfall in Oberharmersbach äußert. Darin schildert er detailliert die Vorgehensweise der Erzdiözese bei der Aufklärung der Vorwürfe. So sollte zum Beispiel die Gemeinde Oberharmersbach nicht über wesentliche Details des Skandals informiert werden. Zollitsch wörtlich: „Eine solche „Aufklärung hätte zudem … nur noch den Sinn eines Racheaktes gegenüber einem alten und kranken Mann … Eine solche nachträgliche Rache nützte niemandem und würde einen Menschen ohne Not in den Ruin oder gar Tod treiben“.
Der jetzige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz wusste schon 1992 detailliert von mindestens einem Missbrauchsfall in Oberharmersbach. Ein heute noch aktiver Pfarrer der Erzdiözese hatte den damaligen Personalreferenten Robert Zollitsch persönlich über den Fall seines Neffen informiert. Der war Ministrant in Oberharmersbach und wurde von Pfarrer Franz B. missbraucht. Die sexuellen Übergriffe hatte er auf vier Seiten detailliert protokolliert. Daraufhin kam es zum persönlichen Gespräch zwischen Zollitsch, dem Opfer und dem Onkel des Opfers, dem noch aktiven Pfarrer. Gegenüber REPORT MAINZ äußerte er sich: „Ich denke, es wurde vertuscht, schlicht und einfach. Man wollte den Skandal verhindern auf dem Rücken der Schwächsten. Und das war nicht gut“.
Die Kirchenfunktionäre hatten den mutmaßlichen Täter, Pfarrer Franz B., „unverzüglich“, so Zollitsch, mit den Vorwürfen konfrontiert. Im Zuge dieses Gespräches legte Franz B. quasi ein Geständnis ab. Über diese Konfrontation schrieb Zollitsch 1995: „Herr Pfarrer B. bestritt weder die Aussagen, noch bestätigte er sie, brach in Tränen aus und äußerte mehrfach, wie leid ihm alles tue. Zugleich legte er ausführlich seine Situation dar und zeigte auf, wie sehr er darum bemüht war, durch ein Leben des Gebets und der Buße möglichst vieles Wiedergutzumachen.“ Dennoch sah Erzbischof Zollitsch damals keine Veranlassung die Staatsanwaltschaft einzuschalten.
Im Interview mit REPORT MAINZ sagten mehrere Opfer, als sie vom ARD Politikmagazin mit den Zollitsch-Briefen konfrontiert wurden. „Da ist man so richtig aufgewühlt. Da kommt irgendwo Hass, Frust, Trauer, da kommt alles zusammen. Vor allen Dingen die Ungerechtigkeit, die gegenüber den Opfern eigentlich passiert. Das wird gerade verleugnet so etwas.“ Ein anderes Opfer sagte: „Das ist uns gegenüber jedesmal eine Klatsche ins Gesicht. Man merkt, dass immer nur das auf den Tisch kommt, was bewiesen werden kann und alles andere wird als Lügen abgestempelt. Es geht nur um Macht, wie in der Politik auch.“
In Oberharmersbach wurden vom damaligen Ortspfarrer Franz B. zwischen 1968 und 91 mindestens 22 Kinder und Jugendliche missbraucht. 1991, so behauptet das Erzbistum heute, habe man zwar vom Missbrauch erfahren. Aber es habe nur vage Hinweise und Gerüchte gegeben. Pfarrer Franz B. wurde mit Auflagen in den Ruhestand versetzt. 1995 erhängte sich der mutmaßliche Sexualstraftäter als er von einem Opfer bei der Staatsanwaltschaft angezeigt wurde.
Im März musste Robert Zollitsch nach Recherchen von REPORT MAINZ öffentlich zum Fall in Oberharmersbach Stellung beziehen und später Aussagen korrigieren. Mehrmals hat er sich bei den Opfern öffentlich entschuldigt. REPORT MAINZ wurde ein Interview mit Erzbischof Zollitsch verweigert. Eine schriftliche Stellungnahme des Erzbistums wurde bis Montag, 19. Juli 2010, 12 Uhr, angekündigt.
Anmerkung: Eine erste Stellungnahme des Erzbistums findet sich hier.
[…] vielmehr, dass das Ordinariat von dem Pfarer unter Druck gesetzt wurde, der heute Abend wohl bei Report Mainz auftreten wird – oder dass man in Freiburg wusste, dass der SWR darüber berichten […]
[…] Zollitsch vor der Einstellung? Genau zum richtigen Zeitpunkt – kurz vor der Sendung von Report Mainz, da interessiert es eh keinen – meldet der Südkurier, dass das Ermittlungsverfahren gegen […]
Im niederrheinischen Mönchengladbach (Gesamtschule Volksgartenstraße) nach engagiertem Bürgerprotest erst vor wenigen Stunden erfolgreich abgewehrt: Der türkische Nazi-Rockmusiker ZAFER İŞLEYEN will jetzt in katholischen Räumlichkeiten in Mainz auftreten – im Liebfrauensaal am Sonntag (13.04.2014).
https://www.facebook.com/zaferisleyenresmisayfa
Das gilt es zu verhindern wie in Mönchengladbach. Mainzer Landtag und Bistum sind informiert und sagen zur Stunde, wie zu erwarten, feige keine Silbe.
Wird es den Mainzern gelingen, dem prominenten türkischen Sänger und Faschisten ZAFER İŞLEYEN den Zugang in den angemieteten Liebfrauensaal zu verweigern?
https://twitter.com/zaferileyen