Die Zehn Gebote – Grundlage unserer Gesellschaftsordnung?

Auf dieser Seite beabsichtige ich, Informationen zusammenzutragen, um der immer wieder vorgebrachten Behauptung, unsere moderne Gesellschaftsordnung basiere auf den Zehn Geboten, etwas entgegenzusetzen.

Auf einer didaktischen Website zu den Zehn Geboten versteigt sich z.B. die EKD zu den absurden Behauptungen:

„Die Werteordnung unserer westlichen Gesellschaft basiert  auf diesen Geboten, gleichermaßen wie die französische oder amerikanische Verfassung oder die UN-Menschenrechtscharta.“

„Die zehn Gebote gehören zu den ‚Basics‘ christlicher Verkündigung. Darüber hinaus  sind sie sowohl das Urmaterial der Gesetzgebung in allen westlichen Zivilisationen als auch die unbestrittene Grundlage unserer Kultur: Emanzipation der Geschlechter, soziale Gerechtigkeit, Sozialgesetzgebung, Demokratie und Schulpflicht, das Recht des Kindes auf Kindheit sind ohne die zehn Gebote nicht denkbar.“

Diese dreisten Behauptungen werden mit dem Presse- und Unterrichtsmaterial zu dem von der EKD mitproduzierten Animationsfilm „Die Zehn Gebote – Mose und das Geheimnis der steinernen Tafeln“ gleich noch massenhaft weiterverbreitet.

Andreas Müller hat auf seinem Blog Aufklärung 2.0 schon einiges dazu gesagt. Andreas Dietz schrieb in einem Artikel beim hpd (Kirche und Bildung gehören nicht zusammen)folgendes:

Nun mögen die zehn Gebote historisch eine gewisse Tragweite entfaltet haben. Die Grundlage unserer modernen Rechtsordnung sind sie aber gewiss nicht. Dazu muss man sie nur lesen. Die Emanzipation der Geschlechter, die Gleichberechtigung von Mann und Frau gehört zu unseren Grundrechten (Artikel 3), während die Frau im zehnten Gebot wie selbstverständlich in einer Reihe mit den sonstigen Besitztümern des Mannes aufgeführt wird.

So lesen wir im Grundgesetz auch über die Meinungsfreiheit und die Freiheit von Kunst, Wissenschaft und Forschung (Artikel 5); indes heißt es im zweiten Gebot, man solle sich kein Bild machen von Himmel, Erde und Wasser.

Dem christlichen Glaubenszwang im ersten Gebot steht die Religionsfreiheit des Grundgesetzes gegenüber (Artikel 4). Und zu sozialer Gerechtigkeit, Demokratie und Schulpflicht findet man in den zehn Geboten keinen einzigen Hinweis.

Ex-Bundespräsident Roman Herzog sagte im Dezember 2009 in einer Rede:

„Lesen Sie die Zehn Gebote und Sie stoßen unweigerlich auf die Menschenrechte.“ Leben, Familie, Eigentum, Würde – der Schutz all jener liege schon in den biblischen Gesetzen begründet, erklärte der ehemalige Bundespräsident Deutschlands, Roman Herzog, am vergangenen Wochenende auf der Tagung „Christliche Quellen freiheitlicher Systeme“ des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU (EAK) und der Jungen Union (JU) in Rheinland-Pfalz.  Die Bibel sei „die geistige Grundlage weiter Teile unseres verfassungspolitischen Denkens“, sagte Herzog. [Christliches Medienmagazin Pro]

Diesen Unsinn habe ich damals schon kommentiert.

Zum Abschluss noch ein paar Videos (leider auf Englisch):

 

6 Responses to Die Zehn Gebote – Grundlage unserer Gesellschaftsordnung?

  1. Michael sagt:

    Das erste Video ist übrigens down.

  2. […] Gleichzeitig mit dem Christentum verlieren nämlich auch sämtliche erzkonservativen und moralischen Traditionsregeln inzwischen völlig ihre gesellschaftliche Bedeutung, und schon heute interessiert sich kaum noch jemand für den tatsächlichen Inhalt der zehn Gebote, die letztendlich in ihrer Gesamtheit nicht nur ausgedient haben, sondern zudem völlig weltfremd in Bezug auf Recht und Besitzstand längst auf den politischen Scheiterhaufen der Geschichte gehören. Da nützt auch die durch viele Wiederholungen nicht richtiger werdende Behauptung des EKD nichts, dass die Werteordnung der westlichen Gesellschaft angeblich darauf basieren würde. Dass dies nicht so ist, kann hier nachgelesen werden. […]

    • Bea sagt:

      Ihr Kommentar spricht für Ihre Gesinnung: Scheiterhaufen. Was wurde da nicht alles verbrannt? Im Mittelalter Frauen, die als Hexen verschrieen waren, im 3. Reich Bücher, die den Nazis mißfielen… und jetzt wollen Sie die 10 Gebote verbrennen?

      Wer sind denn Sie, dass Sie glauben, von Gott gegebene Gebote vernichten zu können? Meinen Sie, Ihr „gesunder Menschenverstand“ würde auch nur einen einzigen Menschen retten können?
      Lesen Sie die 10 Gebote noch einmal und sagen mir dann, welches Gebot wir gut und gerne verbrenen können. Vielleicht dass der Nächstenliebe? Oder das Verbot des Tötens?
      Und haben Sie ein Wochenende? Auch das ist Teil des Alten Testaments: Am 7. Tag ruhte Gott. Sie auch?

      • Skydaddy sagt:

        @Bea:

        Sie haben offenbar keine Ahnung. Die 10 Gebote beinhalten kein Gebot „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“, auch nicht sinngemäß.

        Und das mosaische Gesetz sieht die Todesstrafe für etliche Gebotsverstöße vor, z.B. Gotteslästerung, Sonntagsarbeit oder Ehebruch.

  3. […] Oftmals noch gewürzt mit den zum großen Teil dem Grundgesetz widersprechenden zehn Geboten als angebliche Grundlage nicht nur unserer ethischen Werte, sondern allen Ernstes in anmaßender Vereinnahmung sämtlicher […]

  4. Wolfgang sagt:

    Die zehn Gebote gibt es zwar, allein mir fehlt der Glaube: denn alle
    zehn Gebote werden täglich tausendfach gebrochen und siehe da,
    kein Gott oder Jesus macht was dagegen.

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