Wie die Kirche ihre Finanzerträge versteckt (Zur ARD-Doku „Vergelt’s Gott“)

9. September 2014
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Eine Milliarde: Prof. Schwintowski schätzt das Finanzvermögen des Erzbistums Köln. (Screenshot)

In der ARD-Reportage „Vergelt’s Gott – Der verborgene Reichtum der katholischen Kirche“ am Montag versuchte Prof. Hans-Peter Schwintowski von der Humboldt-Universität Berlin, das Finanzvermögen des Erzbistums Köln abzuschätzen. Da das Erzbistum diese Zahl nicht veröffentlicht, legte er seiner Abschätzung das Finanzergebnis aus dem Finanzplan 2014 des Erzbistums zugrunde:

finanzdaten_2014

Anmerkung 1: Es handelt sich hier nur um Planzahlen. Da die Kirchen „vorsichtig“ planen, ist davon auszugehen, dass die tatsächlichen Erträge höher sind. (Bezeichnenderweise veröffentlicht das Erzbistum Köln m.W. ausschließlich Plan- und keine Istzahlen. Echte Transparenz erfordert aber den Ausweis der Ist-Ergebnisse.)

Anmerkung 2: Die Finanzerträge sind außerdem deshalb höher, weil hier nur der Überschuss aus dem Finanzergebnis ausgewiesen wird – also die Finanzerträge abzüglich der Finanzaufwendungen.

Prof. Schwintowski kalkulierte folgendermaßen: Wenn die Kirche bei ihren Finanzanlagen eine durchschnittliche Verzinsung von 5% erzielt, und diese 5% machen 46 Mio. Euro aus, dann muss das dahinter liegende Finanzvermögen etwa eine Milliarde Euro wert sein. (Rechnerisch ergäben sich 920 Mio. Euro, aber da es sich ohnehin nur um eine grobe Schätzung handelt, ist es angebracht, von der Größenordnung 1 Milliarde zu sprechen.)

Besser lässt sich das Finanzvermögen anhand der spärlichen Daten auch nicht abschätzen. Tatsächlich wird das Finanzvermögen des Erzbistums Köln allerdings noch höher sein:

Denn: Die Kirchen können ihre Finanzanlagen – insbesondere Beteiligungen und Wertpapiere – so gestalten, dass sie ihre Finanzerträge praktisch nach Belieben verstecken oder sichtbar machen können. Den Rest des Beitrags lesen »


Intransparent und unwillig (ARD-Doku zu Kirchenfinanzen)

9. September 2014
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Händeringender Heße. (Screenshot)

Das Erste brachte gestern eine hervorragende Dokumentation zu Kirchenfinanzen: Vergelt’s Gott – Der verborgene Reichtum der katholischen Kirche von Stefan Tiyavorabun, produziert vom SWR. Die sachliche, aber an Deutlichkeit nichts zu wünschen lassende Sendung dürfte zu einigen zusätzlichen Kirchenaustritten führen. Hier einige Highlights, meiner Meinung nach:

4:36: Sprecher: „[Wie hoch ist das Vermögen der Kirche?] Das höchste deutsche Gremium, die Bischofskonferenz, weiß keine Auskunft, und verweist auf 27 selbstständige Bistümer.

Das mitgliederstärkste und eines der reichsten, das Erzbistum Köln. An der Verwaltungsspitze: Prälat Stefan Heße.“

Frage: „Wie reich ist denn das Erzbistum?“

Heße: „Das haben wir ja in Teilen veröffentlicht. Und wir gehen jetzt einen nächsten Schritt weiter und werden dann Anfang 2015 einen Geschäftsbericht nach HGB-Richtlinien, also nach Handelsgesetzbuch, also nach ganz normalen Standards, veröffentlichen.“

Frage: „Können Sie mir denn sagen, ungefähr, wo Sie stehen, im Moment, was das Vermögen …“

Heße: „Kann ich Ihnen im Moment nicht sagen. Ich kann ihnen gefühlte Werte, aber die sage ich besser nicht.“

„Können Sie mir eine Hausnummer nennen?“

Heße, händeringend (siehe Screenshot oben): „Was soll ich Ihnen … [Pause] … als Hausnummer nennen?“ Den Rest des Beitrags lesen »


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