Die Anne-Will-Sendung vom 11.04.2010 ist jetzt hier online verfügbar. Besprechungen bei der WELT und der Süddeutschen.
Die Gäste waren: Matthias Matussek (Journalist), Sophia Kuby („Katholikenaktivistin“, Generation Benedikt), Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck, Hans-Ulrich Jörges (Journalist), Rosa von Praunheim (Filmemacher, Schwulenaktivist), und als Betroffener Alexander Probst, der nach eigener Aussage bei den Regensburger Domspatzen missbraucht wurde.
Leider waren die kritischen Gäste (Jörges und von Praunheim) ziemlich schwach: Jörges zeigte sich mehrfach schlecht informiert und von Praunheim arbeitete mit unbewiesenen Behauptungen. Hier hätte man besser argumentieren können (s.u.).
Erstaunt war ich, mit welcher Unverfrorenheit Bischof Overbeck auftrat. Zum „Beweis“, dass die Kirche alles in ihrer Macht stehende täte um aufzuklären und Missbrauchsfälle zu verhindern, verwies er immer wieder auf die bischöflichen Leitlinien von 2002. Overbeck war das perfekte Beispiel dafür, wie die katholische Kirche so tut, als ließe sich das Missbrauchsproblem mit Worten lösen. Die Richtlinien werden ja in der April-Ausgabe der Zeitschrift von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) als mangelhaft und Hinhaltetaktik bezeichnet (ich berichtete). Ein Hinweis darauf hätte sich angeboten, leider waren die papstkritischen Gäste schlecht vorbereitet.
Das Gleiche mit der Behauptung der Papst-Unterstützer, Benedikt hätte sich klar zu den Missbrauchsfällen geäußert. Weiß von Praunheim nicht, in welchem Ton sich Ratzinger zu Homosexualität geäußert hat?
Matussek sah sich wie immer als Katholik, er ist aber in Wirklichkeit gar keiner, da er die Lehre der Katholischen Kirche offenbar nicht in allen Dingen teilt. Während Bischof Overbeck es auf den Punkt brachte, dass Homosexualität (er meinte vermutlich: ausgelebte Homosexualität) von der katholischen Kirche als Sünde angesehen wird, meinte Matussek, er glaube nicht, „dass der liebe Gott etwas gegen Homosexuelle hat“. Im SPIEGEL hatte Matussek vor kurzem noch geschrieben, Benedikt habe ihn „in seinen Enzykliken überzeugt“ – bei diesem Thema offenbar aber nicht.