7 Millionen Euro pro Jahr sollen die deutschen Bischöfe angeblich zur Erhaltung der Wochenzeitung „Rheinischer Merkur“ ausgeben – man möchte ein „zitierfähiges“ Organ, das gesellschaftliche Multiplikatoren, sprich: Politiker, Führungskräfte usw. mit katholischen, oder doch wenigstens christlich-konservativen Standpunkten versorgt. Früher (ob dies heute noch der Fall ist, weiß ich nicht) gingen auch 12.000 Abonnements an Kasernen und Gefängnisse. Dort waren die gesellschaftlichen Multiplikatoren zwar nicht so zahlreich, aber es stützte die Auflage (derzeit: ca. 65.000) doch spürbar. Eigentümer des Blattes sind Wikipedia zufolge mehrere Diözesen und die Deutsche Bischofskonferenz.
Die christliche Ausrichtung des Merkurs wird zwar nicht verheimlicht, ist allerdings auch nicht auf den ersten Blick auszumachen. Am ehesten fällt noch der Teil „Christ und Welt“ ins Auge, der früher auch im Titel geführt wurde: „Rheinischer Merkur – Christ und Welt“.
Das Ressort „Christ und Welt“ leitet evangelischerseits Werner Thielmann, den ich früher schon einmal erwähnt habe. Werner Thielmann bloggt auch auf merkur.de, und – welche Überraschung! –heute lobt er seine Geldgeber:
„Missbrauch: Der Mut der Bischöfe wächst“
Thielmann schreibt:
„Das Rücktrittsangebot des Augsburger Bischofs Walter Mixa zeigt wachsenden Mut der katholischen Bischöfe angesichts der Krise.“
Thielmann hält allerdings nicht Mixa für mutig, sondern Zollitsch und Marx:
„Beide, Zollitsch und Marx, waren zu einer Gratwanderung über ihre Zuständigkeiten hinaus bereit. Sie waren bereit, ihre persönliche Autorität aufs Spiel zu setzen. Keiner von ihnen hat die Möglichkeit, einen Kollegen im Bischofsamt zu disziplinieren. Um trotzdem handeln zu können, fand Zollitsch eine originelle, sehr katholische Möglichkeit.“
Damit spielt Thielmann auf die folgende Erklärung von Zollitsch und Marx an: Diese ließen verlauten, sie hätten mit Mixa
“überlegt, wie er in der derzeit schwierigen Situation im Bistum Augsburg zur Beruhigung beitragen und ob eine Zeit der geistlichen Einkehr und der räumlichen Distanz hilfreich sein könne, um eine Atmosphäre größerer Sachlichkeit bei den notwendigen und auch von ihm gewünschten Klärungen zu bewirken.”
Thielmann meint:
„Zollitsch und Marx waren entschlossen zu reden und damit die Richtung zu zeigen. Ein Zeichen, das Katholiken Hoffnung machen kann.”
Nachdem Mixa am Freitag – nur gut eine Stunde, bevor Sonderermittler Knott auf einer Pressekonferenz seinen Zwischenbericht zu den Prügel- und Untreuevorwürfen gegen Mixa präsentierte – eingestanden hatte, dass er „die eine oder andere Watsch’n“ „natürlich“ nicht ausschließen könne und somit klar gemacht hatte, dass er einfach erst einmal alles abstreitet und nur zugibt, was sich ohnehin nicht mehr leugnen lässt, erklärte Zollitsch noch am Samstag, er habe mit Mixa vereinbart, dass dieser alles ihm Mögliche tun werde, um zu einer Aufklärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe beizutragen. Und, so Zollitsch, er sei sich sicher, dass Mixa dies auch tun werde.
Ich bezweifele zwar, dass Zollitsch wirklich an Mixas Aufklärungsbereitschaft glaubte. Aber Mut hat Zollitsch mit dieser Aussage nicht bewiesen. Vielmehr wird folgendes Problem deutlich:
Wenn – womit Werner Thielmann ja nicht ganz Unrecht hat – es tatsächlich Mut benötigt, damit ein Bischof – angesichts des inakzeptablen Verhaltens von Mixa – seinen „Mitbruder“ auch nur verklausuliert zu einer Auszeit auffordert, dann hat die Katholische Kirche ein Problem: Selbst in diesem offensichtlichen Fall darf nämlich das einzig Angebrachte – und in der Öffentlichkeit nahezu Unumstrittene, der Rücktritt – eigentlich nicht ausgesprochen werden.
Leute wie Mixa können sich darauf verlassen, dass ihre Mitbrüder und erst recht ihre Untergebenen, solange es irgendwie möglich ist, eben keine Rücktrittsforderungen stellen werden und sogar „Vertrauen“ bekunden werden (s.o.).
Und deshalb umso unbeirrter an ihrem Sessel kleben.
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