Räumlichkeiten des Bundespresseamtes (BPA) werden überwiegend Behörden der Bundesregierung zur Verfügung gestellt und für eigene Veranstaltungen genutzt. Soweit hierüber hinaus Kapazitäten vorhanden sind, können die Räume (je nach Lage des Einzelfalls) an Dritte vergeben werden. Hierbei handelt es sich dann um solche Veranstaltungen, die der Widmung des Amtes nicht widersprechen, wozu beispielsweise auch die von Ihnen angesprochene Veranstaltung „Jesus House“ gehört. Die von Ihnen angeführte weltanschauliche Neutralität des Staates sehe ich hier nicht verletzt. Die Bedeutung der christlichen Organisationen für das Gemeinwesen in Deutschland ist unumstritten. Im Sinne der gesellschaftlichen Stellung der Kirchen und christlichen Organisationen entspricht die Bereitstellung der Räume der Normalität.
Für die Benutzung von Räumlichkeiten im BPA werden grundsätzlich, je nach Umfang und Dauer der Veranstaltung, Entgelte erhoben. Die Höhe entspricht In etwa den Kosten der Anmietung in anderen Häusern.
Am 23. April findet im Bundespresseamt in Berlin die „JesusHouse Preview“ statt – die Auftaktveranstaltung zu JesusHouse 2010/2011. Dabei findet nächstes Jahr Ende März/Anfang April eine zentrale Veranstaltung (JesusHouse zentral) in der Porsche Arena in Stuttgart statt, die per Satellit bzw. den Evangeliumsrundfunk an hunderte Orte in Europa übertragen wird, wo bereits ab September 2010 entsprechende lokale Veranstaltungen (JesusHouse lokal) abgehalten werden. (Meldung beim ERF)
Ziel der Veranstaltung ist es, Jugendlichen den Glauben an Jesus näher zu bringen und ihnen einen Einstieg in das Christentum zu gewähren. Neben den Übertragungen werden persönliche Gespräche mit Christen angeboten, welche am Übertragungsort zugegen sind und die von ihren eigenen Erfahrungen berichten. In der Folge werden an den Veranstaltungsorten Informationskurse über den christlichen Glauben angeboten.
BeimBundespresseamt sagte man mir, man könne deren Räumlichkeiten durchaus mieten. Darüber werde im Einzelfall entschieden. Zu den Details habe ich heute eine E-Mail an das Bundespresseamt geschickt. Meines Erachtens stellt es einen Verstoß gegen die Pflicht des Staates zu weltanschaulicher Neutralität dar, wenn das Bundespresseamt zum Ort von Evangelisationsveranstaltungen wird.
Darüber hinaus frage ich mich, weshalb die Bundesregierung gerade evangelikale Missionierungsveranstaltungen fördern sollte. Die beiden jungen Missionarinnen, die letztes Jahr im Jemen ermordet wurden, kamen auch aus dem evangelikalen Lager. Es ist außerdem, gelinde gesagt, nicht untypisch für die Evangelikalen, dass sie sich kritisch zu Homosexualität und Wissenschaft – insb. der Evolutionstheorie – äußern. An all dem kann die Bundesregierung kein Interesse haben.
Oder sie sollte es zumindest nicht.
Update: Carsten Frerk vermutet, dass JesusHouse bei der Berliner Pressekonferenz einen Raum für eine Pressekonferenz im Gebäude des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung gebucht haben, das Ganze jetzt „Preview“ nennen und einen auf dicke Hose machen. (Die Formulierung „dicke Hose“ stammt von mir, nicht von Carsten Frerk.)
Vielleicht antwortet das BPA ja mal auf meine E-Mail. Bei meinem Anruf wusste man jedenfalls von der Veranstaltung und schien sich auch nicht davon distanzieren zu wollen.