Peinlich: Bibelministerium Meck-Pomm legt nach

6. Mai 2019
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Justizministerin Katy Hoffmeister (Symbolbild, Foto: Gage Skidmore)

Das Justizministerium tut so, als habe man keinen Fehler gemacht –  und behauptet dabei noch die Unwahrheit.

Dieser Artikel ist ein Update zu Bibelwettbewerb: Peinliches Armutszeugnis für Katy Hoffmeister und Konsorten.

Auch dem Nordkurier ist aufgefallen, dass die Bibel NICHT „über 6.000 Mal“ „die ermutigenden Worte ‚Steh auf'“ enthält – wie Mecklenburg-Vorpommerns Justizministerin Katy Hoffmeister in ihrem Grußwort zum Bibelwettbewerb 2019/2020 behauptet hatte:

Göttliche Übertreibung: MV-Justizministerin liest die Bibel ganz neu (Nordkurier)

Ein Update des Artikels enthält auch eine mehr als peinliche Stellungnahme von Tilo Stolpe, Pressesprecher des Justizministeriums, „im Namen des Arbeitskreises Bibelwettbewerb“:

„Die beiden Worte „steh“ und „auf“ kommen über 6.000 Mal in der Bibel vor. Die Bedeutung der Worte im gedachten Zusammenhang mit „etwas bewegen“ bleibt unbenommen. […] In der Tat kommt die Kombination „steh auf“ seltener vor.“

(Anmerkung: Mit „seltener“ meint Herr Stolpe, dass „Steh auf“ etwa 70 Mal in der Bibel vorkommt.)

Meint der Arbeitskreis Bibelwettbewerb tatsächlich, es sei „ermutigend“, dass in der Bibel über 5.000 mal das Wort „auf“ vorkommt? Und wie soll das Wort „Steh“ auf Bewegung hindeuten? „Aufstehen“ hat eine andere Bedeutung als „stehen“ und „auf“. Der Arbeitskreis bestätigt hier nur, was ich gestern bereits geschrieben hatte: Dass Theologen nichts, aber auch gar nichts zu banal ist, um nicht noch irgendwie zu irgendetwas „Erbaulichem“ zurechtvergewaltigt zu werden.

Noch dazu ist auch diese Behauptung des Arbeitskreises unwahr. Denn in seinem Artikel hatte der Nordkurier bereits vorgerechnet:

Selbst wenn die Wörter einzeln gesucht werden, kommen „Steh“ (70 Mal in der Luther-Bibel) und „auf“ (5138 Mal) nicht auf die Summe im Grußwort der Justizministerin.

Anmerkung: Für die Einheitsübersetzung betragen die Treffer 77 und 5501 – immer noch zu wenig für Hoffmeisters und Stolpes Behauptung.

Sollten sich hier tatsächlich die Justizministerin und der Arbeitskreis Bibelwettbewerb (inkl. seiner 4 ministeriellen Mitglieder) geschlossen auf den Standpunkt stellen „Wir haben nichts vermasselt!“, dann weiß man, was man vom Justizministerium und den Kirchenvertretern zu halten hat.


Gescheiterte Missbrauchsstudie: Vorwürfe gegen Prof. Pfeiffer an den Haaren herbeigezogen

11. Januar 2013

Ein Blick auf das Forschungskonzept zeigt, dass die Vorwürfe von Prof. Laubenthal an den Haaren herbeigezogen sind.

Leser meines Blogs wissen, dass ich nach der Ankündigung der Missbrauchsstudie selbst Vorwürfe gegen Prof. Pfeiffer erhoben habe – natürlich, weil er ziemlich haltlose Statement zugunsten der Kirche abgab.

Ich hatte mich gerade gefragt, wer wohl jetzt die Missbrauchsstudie durchführen soll, da meldete sich der Würzburger Kriminologe Prof. Klaus Laubenthal öffentlich zu Wort. Laubenthal ist auch Missbrauchsbeauftragter des Bistum Würzburg und sei nach dem ersten Expose von Prof. Pfeiffer um Stellungnahme dazu gebeten worden.

Jetzt soll er der Pfeiffer-Studie methodische Mängel attestiert haben:

So sei die Frage des Opferschutzes nicht zufriedenstellend gelöst worden, sagte Laubenthal am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dabei bemängelte er das Vorhaben von Pfeiffers Institut, die allein aus Akten hervorgehenden Missbrauchsopfer anzuschreiben. Damit wären sie ungefragt erneut mit den zum Teil Jahrzehnte zurückliegenden Ereignissen konfrontiert worden.

ich weiß nicht, ob Laubenthal auch den Forschungsvertrag gelesen hat, den Pfeiffer und der verband der Diözesen Deutschlands 2011 unterzeichnet haben. In dem Forschungskonzept, das Bestandteil des Vertrages ist, heißt es jedenfalls (Punkt 2.6.1):

Die Fragebogenerhebung muss methodisch so realisiert werden, dass weder die datenschutzrechtlichen noch die sonstigen Interessen des Opfers verletzt werden. Wir sehen hier folgenden Weg als geeignetes Verfahren an: Die kirchliche Institution, bei der sich das Opfer ursprünglich gemeldet hat, bitten wir darum, schriftlich bei ihm anzufragen, ob es mit der Zusendung des Fragebogens einverstanden wäre oder ob es selber Kontakt zum KFN aufnehmen möchte. Hiergegen ließe sich zwar einwenden, Familienmitglieder könnten unbefugt das Schreiben der Kirche öffnen und dadurch zum ersten Mal von dem Missbrauch Kenntnis erhalten. Dies erscheint uns allerdings nur in extremen Ausnahmefällen als realistische Gefahr. Ein Opfer, das den Mut gehabt hat, sich an die Kirche zu wenden, wird dies in aller Regel mit den Familienmitgliedern besprochen haben, mit denen es zusammenlebt. Im Übrigen werden die kirchlichen Stellen selber diesen Weg der brieflichen Kommunikation mit Missbrauchsopfern gehen müssen, wenn sie beispielsweise Fragen der Schadenswiedergutmachung klären möchten. 

Bei Pfeiffers Institut KFN war man sich also der Sensibilität des Themas durchaus bewusst, dort wurden ja auch vorher schon Missbrauchsopfer interviewt. Wenn man so eine Studie durchführen will, dann müssen die Opfer natürlich irgendwie kontaktiert werden. Von daher erscheint die Argumentation am Ende des obigen Zitats plausibel. Zuvor wird noch erläutert, dass die Opfer nicht sofort mit dem Fragebogen konfrontiert werden, sondern zunächst nur gefragt werden, ob sie mit der Zusendung eines Fragebogens einverstanden wären, oder – offenbar für Fälle, in denen sich die Opfer nicht mehr an die Kirche wenden wollen – ob sie selbst Kontakt zum KFN aufnehmen wollen.

Ich kann mir vorstellen, dass man einen Forscherkollegen öffentlich kritisiert, wenn er groben Unsinn macht – Pfeiffer hätte dies m.E. auch bei anderer Gelegenheit verdient gehabt. Aber sich hier zu mokieren – noch dazu, nachdem sowieso schon klar ist, dass Pfeiffer die Studie gar nicht durchführen wird – ist nicht anders zu erklären, als dass der Kirche hier „Munition“ gegen Prof. Pfeiffer geliefert werden soll.

Noch absurder ist Laubenthals zweiter Vorwurf:

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Liebes Ordinariat Freiburg!

21. Juli 2010

Ich freue mich über Ihr Interesse an meinen Seiten.

Ich möchte Ihnen noch den Ketzerpodcast ans Herz legen, insbesondere Folge 11, wo ich einen persönlichen Gruß an Robert Eberle richte.

Die Folge kann hier direkt angehört werden:

Der Podcast kann hier abonniert werden.


Report Mainz: Ordinariat Freiburg „not amused“

20. Juli 2010

Oha! Die Rheinische Post berichtet von einer „harschen Reaktion“ des Erzbistums Freiburg auf den Beitrag in Report Mainz von gestern abend:

Das Erzbistum Freiburg hat dem ARD-Magazin „Report Mainz“ eine zum wiederholten Mal betriebene Diffamierung von Erzbischof Robert Zollitsch, dem Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, vorgeworfen. […] Der Sprecher des Erzbistums verwahrte sich gegen die „Präsentation aus dem Zusammenhang gerissener Briefausschnitte und geschickt arrangierter Fernsehbilder sowie das bewusste Weglassen von Zitaten Zollitschs. Hätte man die Brief in voller Länge präsentiert, ergäbe sich ein anderes, Zollitsch entlastendes Bild“. Der Sprecher fuhr fort: „Hier wurde nach dem Motto verfahren: forget the facts, push the story“ (frei übersetzt: Was stören uns Fakten, wenn nur die Story weiter getrieben werden kann).

Nun ja: Solange das Bistum Freiburg seine Taktik nicht ändert – nämlich Verschweigen und Täuschen – darf es sich natürlich nicht wundern, wenn diesbezügliche Vorwürfe immer wieder erhoben werden.

Vielleicht zur Erinnerung: Vor einigen Wochen hatte das Ordinariat nach Berichten (ebenfalls bei Report Mainz) über eine Strafanzeige gegen Zollitsch verbreitet:

Der Strafantrag wurde nicht nur der Staatsanwaltschaft, sondern auch Journalisten zugeleitet – in der erkennbaren Absicht, mit dem sensationsheischend formulierten Vorwurf der „Beihilfe zum sexuellen Missbrauch“ gegen einen Erzbischof Medieninteresse zu provozieren.

Tatsächlich hatte die Staatsanwaltschaft aber die Vorwürfe aus der Anzeige übertrieben dargestellt, und die Medien hatten diese Darstellung – Zollitsch habe die erneute Einstellung eines pädokriminellen Paters veranlasst – ungeprüft weiter verbeitet. Erst daraufhin hatte das Opfer Journalisten den Wortlaut der Anzeige übermittelt – um sich gegen die verfälschende Darstellung zu wehren.

Im übrigen hätte das Bistum Freiburg ja vier Monate Zeit gehabt, Zollitschs Briefe von 1995 selbst zu veröffentlichen, wenn sie denn so entlastend sind, wie das Bistum behauptet. Nach der Vorlage oben wäre das Bistum jetzt in der Pflicht, seinen Behauptungen Taten folgen zu lassen und die Briefe öffentlich zu machen. (Anfrage an Pressesprecher Robert Eberle ist abgeschickt.)

„Report Mainz“ bezeichnete die Reaktion aus Freiburg übrigens als „absurd und an den Haaren herbeigezogen“.


Müllers manipulierter Predigttext

23. März 2010

Scheinheiliger geht’s nimmer!

Letzte Woche veröffentlichte Bischof Müller aus Regensburg ein Hirtenwort, in dem er sich zu der Behauptung verstieg, in den Medien werde mit „krimineller Energie“ eine „Hetze“ verursacht, um „die ganze katholische Kirche und ihre Einrichtungen in Misskredit zu bringen.“ Die Medien lieferten ein „Zerrbild jenseits aller Realität“.

Am Sonntag sagte Müller dann in einer Predigt (laut dem Bayerischen Rundfunk, der die Predigt aufgezeichnet hat):

Auch jetzt erleben wir wieder eine Kampagne gegen die Kirche. […]

Es geht darum heute, die Glaubwürdigkeit der Kirche zu erschüttern. Das ist das Ziel dieser Kampagne gegen die Kirche. Die Leute, die vorm Fernsehen sitzen, die Zeitung aufschlagen, denen wird dann suggeriert, und sie werden manipuliert durch zurechtgestutzte und verkürzte Berichte […]

Ausgerechnet Müllers Predigt hat das Bistum auf seiner Website offenbar „manipuliert“ durch eine „zurechtgestutzte und verkürzte“ Fassung:

Nachdem Kritik daran laut geworden war, dass Müller in seiner Predigt die von ihm wahrgenommene „Medienkampagne“ in die Nähe antikirchlicher Nazipropaganda gerückt hatte, – unmittelbar vor dem obigen Predigtzitat hatte er nämlich über den Widerstand gegen den sog. „Kruzifix-Erlass“ der Nationalsozialisten von 1941 gesprochen, wenige Wochen zuvor hatte er anlässlich des SPIEGEL-Titels „Die Scheinheiligen“ bereits an die antikirchliche Kampagne der Nazis erinnert – da veröffentlichte das Bistum auf seiner Internetseite eine Fassung von Müllers Predigt ohne das Wörtchen „wieder“. (In der Mitschrift des Bayerischen Rundfunks ist es allerdings vorhanden.)

In der Bistumsfassung heißt es „Auch jetzt erleben wir eine Kampagne gegen die Kirche“ anstatt „Auch jetzt erleben wir wieder eine Kampagne gegen die Kirche.“

Außerdem soll Müllers Pressesprecher Clemens Neck der Süddeutschen Zeitung zufolge versucht haben,

die Berichterstattung über die Predigt zu verhindern: „Keine Freigabe der Bänder möglich. cn“, erhielt die BR-Reporterin eine sms. Jetzt nennt Neck die Berichterstattung des BR eine „fälschende Verzerrung“.

Wie gesagt: Der Pressesprecher des Bischofs, der Manipulation „durch zurechtgestutzte und verkürzte Berichte“ geißelt.

Zu Müllers Gebaren gibt es so viele Redensarten und Bibelsprüche, dass ich sie mir hier spare. Aber einen Frage habe ich doch:

Müller unterhält ja eine eigene Website: www.bischofmueller.de, bzw. www.bischofgerhardludwigmueller.de. Dort erfährt man, dass „Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Gerhard Ludwig Müller“ auch „Honorarprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität München“ ist.

Meint die Ludwig-Maximilians-Universität eigentlich, dass „Prof. Müller“ weiterhin als Dozent tragbar ist? (Zumal er sich wiederholt durch Halbwissen hervorgetan hat.)


Bischof Müller: Kein Interview mit „La Stampa“ autorisiert

14. März 2010

Wie berichtet, hat die Humanistische Union (HU) dem Regenburger Bischof Müller ein Ultimatum gestellt, seine mutmaßlichen verleumderischen Äußerungen zurückzuziehen, die in einem Interview mit der italienischen Zeitung „La Stampa“ zu lesen waren. („Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ist Mitglied einer Vereinigung nach Art der Freimaurer, die Pädophilie als eine normale Sache darstellt, die straffrei zu stellen ist; daher kann sie uns nicht kritisieren.“)

Die HU stellte ihr Ultimatum, nachdem sie auf eine Anfrage beim Bistum Regensburg keine Reaktion erhalten hatte. (Vgl. dazu das Interview mit dem Geschäftsführer der HU, Sven Lüders.)

Kath.net meldet nun,  der Pressesprecher des Bistums, Clemens Neck, habe mitgeteilt, Bischof Müller habe kein Interview mit „La Stampa“ autorisiert.


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