Evangelisationsveranstaltung im Bundespresseamt

30. März 2010

Am 23. April findet im Bundespresseamt in Berlin die „JesusHouse Preview“ statt – die Auftaktveranstaltung zu JesusHouse 2010/2011. Dabei findet nächstes Jahr Ende März/Anfang April eine zentrale Veranstaltung (JesusHouse zentral) in der Porsche Arena in Stuttgart statt, die per Satellit bzw. den Evangeliumsrundfunk an hunderte Orte in Europa übertragen wird, wo bereits ab September 2010 entsprechende lokale Veranstaltungen (JesusHouse lokal) abgehalten werden. (Meldung beim ERF)

Bei Wikipedia heißt es:

Ziel der Veranstaltung ist es, Jugendlichen den Glauben an Jesus näher zu bringen und ihnen einen Einstieg in das Christentum zu gewähren. Neben den Übertragungen werden persönliche Gespräche mit Christen angeboten, welche am Übertragungsort zugegen sind und die von ihren eigenen Erfahrungen berichten. In der Folge werden an den Veranstaltungsorten Informationskurse über den christlichen Glauben angeboten.

JesusHouse wird verantwortet von ProChrist e.V., einem Verein, der eng mit der Deutschen Evangelischen Allianz verbunden ist.

Beim Bundespresseamt sagte man mir, man könne deren Räumlichkeiten durchaus mieten. Darüber werde im Einzelfall entschieden. Zu den Details habe ich heute eine E-Mail an das Bundespresseamt geschickt. Meines Erachtens stellt es einen Verstoß gegen die Pflicht des Staates zu weltanschaulicher Neutralität dar, wenn das Bundespresseamt zum Ort von Evangelisationsveranstaltungen wird.

Darüber hinaus frage ich mich, weshalb die Bundesregierung gerade evangelikale Missionierungsveranstaltungen fördern sollte. Die beiden jungen Missionarinnen, die letztes Jahr im Jemen ermordet wurden, kamen auch aus dem evangelikalen Lager. Es ist außerdem, gelinde gesagt, nicht untypisch für die Evangelikalen, dass sie sich kritisch zu Homosexualität und Wissenschaft – insb. der Evolutionstheorie – äußern. An all dem kann die Bundesregierung kein Interesse haben.

Oder sie sollte es zumindest nicht.

Update: Carsten Frerk vermutet, dass JesusHouse bei der Berliner Pressekonferenz einen Raum für eine Pressekonferenz im Gebäude des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung gebucht haben, das Ganze jetzt „Preview“ nennen und einen auf dicke Hose machen. (Die Formulierung „dicke Hose“ stammt von mir, nicht von Carsten Frerk.)

Vielleicht antwortet das BPA ja mal auf meine E-Mail. Bei meinem Anruf wusste man jedenfalls von der Veranstaltung und schien sich auch nicht davon distanzieren zu wollen.


Internationaler Gebetsraum-Check mit Skydaddy

16. Januar 2010

Neulich protestierten die beiden Großkirchen dagegen, dass der neue Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“ einen „Raum der Stille“ erhalten soll, der Angehörigen aller Religionsgemeinschaften für Gebet und Meditation offen stehen soll. Stattdessen fordern die Kirchen einen christlich gestalteten Andachtsraum mit Kreuz und Altar sowie zwei christlich gestaltete Büro- bzw. Gesprächsräume für die beiden Flughafenseelsorger (je einer katholisch und evangelisch), die sie freundlicherweise „bereitstellen“ wollen. Für Muslime soll ggf. ein gesonderter Bereich abgetrennt werden.

Dies warf natürlich die Frage auf, wie dies international gehandhabt wird. Da ich diese Woche von Singapur über Amsterdam nach Deutschland geflogen bin, habe ich die Andachtsräume der betreffenden Flughäfen gleich mal unter die Lupe genommen.

Gut – man könnte fragen, ob ein Atheist qualifiziert ist, über Gebetsräume zu schreiben. Aber solange zur Ehelosigkeit Verpflichtete sich zu Ehe, Homosexualität und Kondomen äußern, brauche ich, glaube ich, keine unnötige Zurückhaltung zu üben.

Eins gleich vorweg: Die Räumlichkeiten in Singapur und Amsterdam waren echt gut – ich wäre beinahe gläubig geworden… Den Rest des Beitrags lesen »


EKD-Missionsleiter: Ich würde niemals religiöse Analphabeten schlechtreden

23. Dezember 2009

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat Missionszentren in Dortmund, Greifswald und Stuttgart gegründet. Ein Kommentar erübrigt sich eigentlich anhand der Äußerungen von Missionsleiter Hans-Hermann Pompe gegenüber WELT ONLINE:

Pompe: In unserer Gesellschaft mit einem guten Drittel Konfessionsloser grassiert eine spirituelle Armut, die man ganz sicher nicht als kulturellen Gewinn bezeichnen kann. […] Vielen Zeitgenossen gehen grundlegende spirituelle Fähigkeiten ab. […] Angesichts von Tod und Leid bleibt diesen religiösen Analphabeten oft nur noch radikale Verdrängung.

[…]

WELT ONLINE: Sie sagen einem Andersgläubigen letztlich: Dein Glaube ist weniger wert als meiner. Schmeiß die Dalai-Lama-Bücher weg und lies die Bibel. Das könnte man respektlos nennen.

Pompe: So würde ich nie sprechen. Mission muss immer wertschätzen und darf niemanden schlechtreden.

Soll die EKD ruhig mal machen – bei der charmanten Ansprache werden die Leute sicher bald Schlange stehen. Aber Hut ab vor Till-Reimer Stoldt, der die Fragen gestellt hat. So kritisch kenne ich die WELT sonst gar nicht.

WELT-Artikel via Brightsblog.


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