Nachdem sich während meines dreitägigen Aufenthaltes in Malaysia die Religionspolizei nicht hatte blicken lassen, alle möglichen Tempel und Kirchen existierten und überall Weihnachtsmusik gespielt wurde (am Flughafen in Penang verkaufte sogar jemand Holzschnitzereien vom „Letzten Abendmahl“ und es waren offizielle Weihnachtsgrüße aufgehängt) startete ich am letzten Nachmittag den ultimativen Härtetest für den islamischen Staat: Würde es in einer Buchhandlung Richard Dawkins „Der Gotteswahn“ (The God Delusion) geben?
Das sollen Räucherstäbchen sein? – DAS sind Räucherstäbchen!
21. Dezember 2009Gestern war ich in Georgetown, Penang, und wollte mich natürlich aus erster Hand über die religiöse Intoleranz in islamischen Ländern, über die man immer hört, informieren. Dazu wollte ich das Islamische Museum in Georgetown aufsuchen. (Die Website des Museums funktioniert derzeit nicht; vermutlich ein „Rückständigkeit too eklatant„-Error…)
Zu meiner Überraschung kam ich auf dem Weg an folgenden Gebäuden vorbei:
- St. Xavier’s Institution – Schule mit riesigem Kreuz vorn dran
- Cathedral of the Assumption (katholisch)
- St. Georges Church (älteste anglikanische Kirche in Südostasien – deren vergammelter Anblick ließ das Atheistenherz höher schlagen!)
Langsam fing die Religionspolizei an, mir leid zu tun… Da hörte ich etwas, was wie eine Kirchenglocke klang. Noch eine Kirche? Nein – es handelte sich um einen Gong des
- Goddess of Mercy Tempel (chinesisch)
Dann kam noch der
- Mahamariamman Tempel (hinduistisch)
Und endlich – eine Moschee:
- Käpt’n Blaubär, äh, Kapitan Keling Moschee (islamisch)
Georgetown ist übrigens UNESCO Weltkulturerbe (die waren schlau genug, ihre Brücke weiter südlich zu bauen…) Offenbar findet niemand, dass die christlichen Kirchen nicht in die südostasiatische Landschaft passen. Mir kam auch der Gedanke, dass es vielleicht etwas unangebracht sein könnte, sich in Europa am Bau von nichtchristlichen Gotteshäusern zu stören, wenn die christlichen Kirchen in anderen Ländern nicht selten in Folge der Kolonisation dieser Länder gebaut wurden – und deren brutaler Ausbeutung! (Die Schweiz kann man hier wohl ausnehmen.)
Über das islamische Museum berichte ich ein anderes Mal.
Update: @Max Headroom: Leckere Tieropfer gab’s auch!
Mehr zum Schlangentempel bei Wikipedia und asiaexplorers.
Endlich mal keine Hotelbibeln…
20. Dezember 2009Wo ist die Religionspolizei, wenn man sie braucht?
19. Dezember 2009Ich bin natürlich gegen jede Religionspolizei. Aber wenn schon mal eine da ist, wie hier in Malaysia, dann kann ich ihr zumindest eine gute Seite abgewinnen. Dachte ich zumindest.
Ich saß nämlich gestern in einem Einkaufszentrum, und zu meiner Überraschung und meinem atheistischen Leidwesen wurde überall Weihnachtsmusik gespielt. Man stelle sich das vor – in einem islamischen Land! Ich zweifelte nicht daran, dass nach kurzer Zeit ein religiöses S.W.A.T.-Team durch die Scheiben gesprungen käme, um diesem unislamischen Treiben ein Ende zu setzen – aber Pustekuchen! Wo ist die Religionspolizei, wenn man sie braucht?
Waren wahrscheinlich schon alle in den Weihnachtsferien…
Im Land der Religionspolizei
18. Dezember 2009Ein Hinweis in eigener Sache: Ich reise heute bis Montag in ein „eklatant rückständiges“ Land – nach Malaysia nämlich. Zwar habe ich schon mal eine Festplatte „Made in Malaysia“ gehabt – sie können dort also nicht total rückständig sein –, aber was ich wirklich rückständig finde ist, dass es dort eine islamische Religionspolizei gibt, die die Einhaltung der Scharia kontrolliert. Und das, obwohl in Malaysia nur ca. 60% der Bevölkerung muslimisch sind. Vor kurzem wurde beispielsweise eine Frau und Mutter wegen Biertrinkens zu Stockhieben verurteilt. Ich nehme an, dass auch die Menschenrechte dort nur „im Rahmen der Scharia“ gelten…
Nun habe ich das Glück, dass ich zumindest nicht wie ein Muslim aussehe – offiziell müssen nämlich nur die die Scharia einhalten –, aber ich denke, es ist besser, diesen Umstand nicht noch mit einem Atheisten-T-Shirt zu unterstreichen. Auch werde ich meine noch zu lesenden Bücher, „The New Atheism: Taking a Stand for Science and Reason“ und „God the Failed Hypothesis: How Science Shows That God Does Not Exist
“ (beide von Victor Stenger) besser zuhause lassen. Und erst recht „There’s Probably No God: The Atheist’s Guide to Christmas“ – dass muss ja gleich doppelt provozieren: gottlos und Weihnachten!
Auch in Sachen Internet rechne ich mit einer gewissen Rückständigkeit; ich gehe davon aus, dass ich erst Montag wieder zum „Live“-Bloggen komme. (Für morgen habe ich noch einen Artikel „programmiert“, aber News wird es wohl nicht geben…)
Ich fragte mich also schon, was ich lesen sollte – da kam mein Onkel vorbei, der gerade aus Kerala, Indien zurückgekommen war. Aufmerksame Leser denken sich zweifellos schon, dass ich ihn gebeten hatte, mir das Skandal-Buch „Amen: An Autobiography of a Nun“ („Amen: Autobiographie einer Nonne“) von Sister Jesme zu besorgen – was er netterweise auch getan hat. Auf dem Cover heißt es vielversprechend: „Diese tabubrechende Nonnengeschichte ist verheerend in ihrer Ehrlichkeit und fesselnd in ihrer Direktheit.“ – Yum! Muss ja wohl stimmen, wenn eine Nonne das sagt. Ich denke, das kann ich unbesorgt mitnehmen – wenn es gegen die Katholische Kirche geht, wird die Religionspolizei wohl nichts einzuwenden haben.
Ach, witzig – ich sehe gerade, das Nonnenbuch ist bei Penguin Books erschienen! Wo auch sonst?
Also, bis Montag! Euer Skydaddy