Narrenfreiheit für Militärbischöfe: Das Maß ist voll!

17. Mai 2012

„Gott mit uns“: Von den Koppelschlössern mittlerweile entfernt – offenbar aber nicht aus den Köpfen der Bundeswehr-Führung. (Soll nicht heißen, dass die Bundeswehr faschistisch oder nationalsozialistisch ist.)

Mein folgendes Schreiben an die Fraktion der Grünen im Bundestag gibt einen Überblick darüber, wie problematisch die derzeitige Militärseelsorge-Praxis ist. Ich habe mich angesichts des Verhaltens des Bundesverteidigungsministeriums jetzt dazu entschlossen, nachträglich den Wehrdienst zu verweigern (s.u.). Ich kann und will nicht Angehöriger von „Streitkräften“ sein, deren Führung vor einem homophoben Hassprediger in Frauenkleidern den Schwanz einzieht.

Betr.: Militärseelsorge
Anfrage der Fraktion vom 11. April 2012 an die Bundesregierung

Sehr geehrte Frau Künast, sehr geehrter Herr Trittin,
liebe Grüne,

nach meinem Entsetzen über den Vorschlag einiger katholischer Grüner nach einer Kirchenaustritts-Verhinderungssteuer für Konfessionslose schlug meine Stimmung heute regelrecht in Entzücken um, als ich von Ihrer Anfrage an die Bundesregierung und deren Antwort zum Thema „Militärseelsorge“ erfuhr. Als ehemaliger Zeitsoldat und Reserveoffizier beobachte ich die Militärseelsorge seit langem kritisch, nicht zuletzt aufgrund meiner eigenen Erfahrungen als Atheist beim Heer (1987-1989).

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Danke, IBKA!

14. April 2010

Noch einmal zur Anne-Will-Sendung: In ihr hatte Ruhrbischof Overbeck Homosexualität als Sünde und der Natur widersprechend bezeichnet – in Gegenwart der beiden bekennenden Homosexuellen Anne Will und Rosa von Praunheim.

Für diese Äußerung erhielt Bischof Overbeck Kritik quer durch das parteipolitische Spektrum.

Hierzu merkte der IBKA-Vorsitzende René Hartmann an: „Bischof Overbeck ist für seine herabsetzenden Äußerungen über Lesben und Schwule von Politikern zu Recht kritisiert worden. Diese Kritiker weigern sich aber zur Kenntnis zu nehmen, dass der Bischof lediglich die Grundsätze der katholischen Kirche dargelegt hat.“ Die Katholische Kirche werte gelebte Homosexualität in ihren Grundsatzdokumenten eindeutig als Sünde und könne sich dabei auf die Bibel berufen. Sinnvoller als eine folgenlose öffentliche Empörung über einzelne Kirchenvertreter seien konkrete Schritte zur Trennung von Staat und Kirche, erklärte Hartmann gemäß dem hpd.

Katechismus: Homosexualität „objektiv ungeordnet“

Anmerkung: Die folgenden Zitate stammen aus der aktuellen deutschen Übersetzung (2003) des lateinischen Katechismus von 1997. In der vorherigen Fassung fehlte die Aussage, Homosexualität sei „objektiv ungeordnet“. Leider findet sich auf der Vatikan-Website noch die ältere deutsche Übersetzung (1997), die die Änderungen der maßgeblichen lateinischen Ausgabe (ebenfalls 1997) noch nicht enthält.

In der Tat muss man angesichts einiger Äußerungen vermuten, dass die betreffenden Politikerinnen und Politiker sich gar nicht darüber im Klaren sind, dass die Katholische Kirche homosexuelle Neigungen als „objektiv ungeordnet“ beurteilt (Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2358). Homosexuelle Handlungen „verstoßen gegen das natürliche Gesetz“, sind „in sich nicht in Ordnung“ und „auf keinen Fall zu billigen“ (Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2357). „Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen.“ (Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2359)

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Das Internet: Sterbehilfe für Religionen

13. März 2010

Der großartige Thunderf00t hat ein neues Video, in dem er die These aufstellt, dass das Internet der Verbreitung und Aufrechterhaltung von Religion entgegenwirkt. Der Grund ist, dass Religion davon lebt, nicht kritisch hinterfragt zu werden (während demgegenüber Wissenschaft gerade davon lebt, dass Ideen kritisch durchleuchtet werden) – und das Internet macht es schwer, die Leute von der Kritik fernzuhalten.

Was nach einer Woche voller kirchlicher Heuchelei zumindest das Wochenende gerettet hat war die Erkenntnis, dass Thunderf00ts YouTube-Kanal viermal soviele Abonnenten hat wie der Vatikan:

Also, hier Thunderf00ts Video:

Killt das Handy die Kirche?

Dazu passt noch ein Artikel, den ich gestern gelesen habe: Killt das Handy die Kirche? Warum Gemeinden so schwer wachsen. Darin geht es darum, dass kirchliche Gemeinden ihre soziale Vernetzungsfunktion verlieren, da diese Funktion heute von Handy, Facebook usw. übernommen wird.

Schönes Wochenende!


Erste Kritiken zum Animationsfilm „Die Zehn Gebote“

17. Februar 2010

Morgen wird der Film „Die Zehn Gebote – Mose und das Geheimnis der steinernen Tafeln“ in Deutschland veröffentlicht (Ich hatte bereits darüber berichtet.)

Mittlerweile gibt es auch einige Besprechungen des Films, die nicht bloß die Presseinformationen des Filmverleihs bzw. der EKD wiederkäuen.

Wie berichtet, war beim US-Publikum der größte Kritikpunkt des Films die billig wirkende 3D-Animation. Dieser Punkt findet sich auch in allen Filmkritiken, die ich bisher gefunden habe:

So schreibt selbst die EKD-Website evangelisch.de – die den von der EKD mitproduzierten Film eigentlich bedingungslos „pushen“ müsste – in einer offenbar vom Evangelischen Pressedienst (epd) gelieferten Besprechung des Films:

Insgesamt hätten der Dramaturgie der Geschichte deutlichere Akzente und etwas Humor gut getan. Um Ernsthaftigkeit bemüht erscheinen auch die Zeichnungen. Die Gesichter wirken etwas zu glatt und flach, manche Bewegungen holprig. Die Animation erinnert mehr an Computerspiele oder Fernsehformate und reicht an den Charme der Großmeister der Animation wie Disney oder Pixar nicht heran.

Das (evangelikale) Christliche Medienmagazin Pro betont natürlich die biblisch-christliche Botschaft des Films, weist allerdings auch auf die Schwächen bei der Animation hin:

Die Geschichte zählt

Beim Ansehen wird schnell klar: an die Optik von Animationsblockbustern aus den Häusern Pixar (von Disney aufgekauft) oder Dreamworks oder gar an den Kassenschlager „Avatar“ reicht die Produktion nicht heran. Kritiker zogen Vergleiche zum vielgelobten „Der Prinz von Ägypten“ aus dem Jahre 1998, der ebenfalls von Mose handelt […]. Allein visuell hat dieser zehn Jahre ältere Film mehr zu bieten, die Messlatte hing also hoch. Die Figuren wirken in der Tat etwas künstlich, ihre Bewegungen erscheinen als das, was sie sind: computeranimiert. Und doch beweist die Filmgeschichte: Auch Zeichentrickfilme mit weniger naturgetreuer Darstellung können fesselnd sein, insofern sie eine gute Geschichte erzählen. Und Stoff dafür bieten die fünf Bücher Mose allemal.

Der (katholische  – aber das sieht man ihm nicht auf den ersten Blick an) film-dienst fällt da schon ein vernichtenderes Urteil. Er kritisiert

[…] die lausige Animation, die weit hinter dem „State of the Art“ zurückbleibt. Optisch erinnert der Film an Videospiele der ersten Generation, in denen die Bewegungen der Figuren noch ähnlich unbeholfen wirkten und es kaum eine Interaktion mit der Umwelt gab. […] Wie wenig in eine eigenständige Ästhetik investiert wurde, offenbaren am deutlichsten die visuellen Anleihen, die von „Shrek“ bis „Das fünfte Element“ ungeniert das Bilderreservoir von Fantasy und Science Fiction plündern, ohne sich über die damit verbundenen Implikationen Rechenschaft zu geben. Der dezidiert fiktionale Charakter dieser Genres überträgt sich durch Bildästhetik und Erzähldramaturgie ungebrochen aufs biblische Sujet, dessen religiös-theologische Eigenheit gänzlich unreflektiert bleibt.

Die rein „weltlichen“ Filmkritiker scheinen den Film bisher zu ignorieren. Dies liegt vermutlich daran, dass der Film gar nicht bundesweit in die Kinos kommt, sondern mit nur zwölf Kopien bis Anfang Juni durch die Gebiete der Evangelischen Landekirchen tourt.

Morgen – zum Start des Films – gibt es eine ausführliche Filmkritik von mir.


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