Bibelwettbewerb: Pressesprecher performt Gleichnis

7. Mai 2019

In einem absoluten Novum hat der Pressesprecher des Justizministeriums von Mecklenburg-Vorpommern in diesem Jahr erstmals ein Gleichnis selbst in die Praxis übersetzt: Nämlich das vom Fuchs und den Trauben.

Im Telefongespräch mit dem Nordkurier sieht der Pressesprecher die Möglichkeit, dass das Grußwort geändert werden könnte, da man sich nicht an einer Zahl aufhängen sollte.

„Man sollte sich nicht an einer Zahl aufhängen?“ — Es war doch die Justizministerin, die ihr Grußwort daran aufgehängt hat, dass in der Bibel (angeblich) „die ermutigenden Worte ‚Steh auf‘ mehr als 6.000 Mal vorkommen.“

Und es war doch der Arbeitskreis Bibelwettbewerb, der sich auf Nachfrage (ebenfalls fälschlich) auf den Standpunkt gestellt hatte:

In der Tat kommt die Kombination „steh auf“ seltener als 6.000 Mal in der Bibel vor. […] Nicht aber die beiden Worte allein „steh“ und „auf“.

Wobei die Formulierung „seltener als 6.000 Mal“ in der Sprache des Justizministeriums den Umstand beschreibt, dass die Formulierung nur rd. 70 Mal in der Bibel vorkommt.

Nein, der Grund dafür, dass das Grußwort möglicherweise geändert werden könne, liegt schlicht und einfach darin, dass die Behauptung nachweislich falsch ist und ein peinliches Armutszeugnis für den Arbeitskreis Bibelwettbewerb abgibt.

Vielleicht zeigt hier ja schon meine Petition Wirkung, in der ich darauf hingewiesen hatte, dass die absurden Ausreden das Vertrauen in das Justizministerium untergraben.

Mit dem jüngsten Versuch des Ministeriums, sich irgendwie herauszuwieseln, wird das Vertrauen allerdings nicht gerade gestärkt.

Aber es gibt auch etwas Gutes zu berichten:

Gestern hatte ich auf der Facebook-Website zum Bibelwettbewerb gefragt, warum die Seite als „Kirche“ kategorisiert ist, obwohl im Impressum das Justizministerium angegeben ist:

Bibelwettbewerb 4 Follower

Darauf habe ich zwar keine Antwort erhalten, aber heute ist die Facebook-Seite plötzlich als „Regierungsservice“ kategorisiert:

Bibelwettbewerb 7 Follower

Skydaddy gratuliert ganz herzlich zum Like-Tsunami.

 

 


Peinlich: Bibelministerium Meck-Pomm legt nach

6. Mai 2019
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Justizministerin Katy Hoffmeister (Symbolbild, Foto: Gage Skidmore)

Das Justizministerium tut so, als habe man keinen Fehler gemacht –  und behauptet dabei noch die Unwahrheit.

Dieser Artikel ist ein Update zu Bibelwettbewerb: Peinliches Armutszeugnis für Katy Hoffmeister und Konsorten.

Auch dem Nordkurier ist aufgefallen, dass die Bibel NICHT „über 6.000 Mal“ „die ermutigenden Worte ‚Steh auf'“ enthält – wie Mecklenburg-Vorpommerns Justizministerin Katy Hoffmeister in ihrem Grußwort zum Bibelwettbewerb 2019/2020 behauptet hatte:

Göttliche Übertreibung: MV-Justizministerin liest die Bibel ganz neu (Nordkurier)

Ein Update des Artikels enthält auch eine mehr als peinliche Stellungnahme von Tilo Stolpe, Pressesprecher des Justizministeriums, „im Namen des Arbeitskreises Bibelwettbewerb“:

„Die beiden Worte „steh“ und „auf“ kommen über 6.000 Mal in der Bibel vor. Die Bedeutung der Worte im gedachten Zusammenhang mit „etwas bewegen“ bleibt unbenommen. […] In der Tat kommt die Kombination „steh auf“ seltener vor.“

(Anmerkung: Mit „seltener“ meint Herr Stolpe, dass „Steh auf“ etwa 70 Mal in der Bibel vorkommt.)

Meint der Arbeitskreis Bibelwettbewerb tatsächlich, es sei „ermutigend“, dass in der Bibel über 5.000 mal das Wort „auf“ vorkommt? Und wie soll das Wort „Steh“ auf Bewegung hindeuten? „Aufstehen“ hat eine andere Bedeutung als „stehen“ und „auf“. Der Arbeitskreis bestätigt hier nur, was ich gestern bereits geschrieben hatte: Dass Theologen nichts, aber auch gar nichts zu banal ist, um nicht noch irgendwie zu irgendetwas „Erbaulichem“ zurechtvergewaltigt zu werden.

Noch dazu ist auch diese Behauptung des Arbeitskreises unwahr. Denn in seinem Artikel hatte der Nordkurier bereits vorgerechnet:

Selbst wenn die Wörter einzeln gesucht werden, kommen „Steh“ (70 Mal in der Luther-Bibel) und „auf“ (5138 Mal) nicht auf die Summe im Grußwort der Justizministerin.

Anmerkung: Für die Einheitsübersetzung betragen die Treffer 77 und 5501 – immer noch zu wenig für Hoffmeisters und Stolpes Behauptung.

Sollten sich hier tatsächlich die Justizministerin und der Arbeitskreis Bibelwettbewerb (inkl. seiner 4 ministeriellen Mitglieder) geschlossen auf den Standpunkt stellen „Wir haben nichts vermasselt!“, dann weiß man, was man vom Justizministerium und den Kirchenvertretern zu halten hat.


Bibelwettbewerb: Peinliches Armutszeugnis für Katy Hoffmeister und Konsorten

5. Mai 2019

Mit ihrem aktuellen Bibelwettbewerb 2020 stellen die Veranstalter – Justizministerium, Kirchen und Bibelgesellschaft – in bemerkenswerter Weise Unkenntnis und Desinteresse an der Bibel unter Beweis.

Grußwort

Seit 1997 organisiert das Bildungs- bzw. Justizministerium von Mecklenburg-Vorpommern in Zusammenarbeit mit den Kirchen alle drei Jahre einen Bibelwettbewerb für Schulklassen (Skydaddy berichtete bereits 2010). Auf die verfassungsrechtliche Problematik, dass Staat und Kirche hier gemeinsam die Bibel nicht nur als „prägenden Kultur- und Bildungsfaktor“ (Bundesverfassungsgericht) propagieren, sondern die christliche Religion bewerben („Wer Jesus folgt, geht los und bewegt etwas.“ – Ministerin Katy Hoffmeister, s.u.) soll in diesem Artikel nicht weiter eingegangen werden. Hier geht es vielmehr darum, anhand des Bibelwettbewerbs 2020 aufzuzeigen, dass selbst die Organisatoren des Bibelwettbewerbs verblüffendes Unwissen und Desinteresse an der Bibel unter Beweis stellen. Den Rest des Beitrags lesen »


Meck-Pomm: Bildungsministerium fördert Missionierung

14. Dezember 2010

UPDATE: Antwort des Ministeriums hier.

UPDATE: Auskunft vom Nordkurier: Regionalbeträge werden nach einiger Zeit automatisch gelöscht. Netterweise hat man mir aber eine PDF-Version der Seite zur Verfügung gestellt. Im Artikelkopf, der online nicht zu lesen war, wird die missionarische Ausrichtung nochmals deutlich. Dort heißt es: „Mit einer Holzkirche auf dem Weihnachtsmarkt will die Kirche wieder näher an die Menschen heranrücken. Die Hemmschwelle ist allerdings groß.

Dank an den Nordkurier für die Überlassung des PDF! (Anklicken)

UPDATE: Der Artikel beim Nordkurier ist nicht mehr verfügbar. Er ist aber im Google-Cache nachlesbar.

UPDATE: Noch zwei Artikel zur Adventskirche bei kirche-mv und der Ostseezeitung. In diesen Artikeln ist der missionarische Zweck praktisch nicht erkennbar.

Im Januar hatte ich darüber berichtet, wie das Bildungsministerium von Mecklenburg-Vorpommern (dort sind mehr als 75 Prozent der Bevölkerung konfessionslos) und Bildungsminister Henry Tesch (CDU) einen Bibelwettbewerb unterstützten – m.E. in unzulässiger Weise: Denn während in anderen Bundesländern zwar der Ministerpräsident oder der Kultusminister die „Schirmherrschaft“ für den Bibelwettbewerb übernehmen, die Veranstaltung aber von kirchlicher Seite organisiert wird, saßen die Ansprechpartner beim diesjährigen Bibelwettbewerb in Mecklenburg-Vorpommern in Teschs Bildungsministerium.

Trotz Kritik vom Humanistischen Verband in Mecklenburg Vorpommern (hier und hier) hat das Ministerium jetzt offenbar erneut die christliche Missionierung der Bevölkerung aus Steuermitteln gefördert: Im Nordkurier ist zu lesen, dass die missionarische Greifswalder Adventskirche „unbürokratisch und schnell“ Zuschüsse vom Bildungsministerium erhalten habe. Wofür man sich auch in dem Artikel artig bedankte.

Damit war mal wieder eine E-Mail an das Ministerium fällig:

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Matthias Krause, ich blogge unter dem Namen „Skydaddy“ und bin auch Redakteur beim Atheist Media Blog.

Im Nordkurier las ich soeben über die „Greifswalder Adventskirche“. Diese verfolgt offenbar einen missionarischen Zweck: „Uns ist es wichtig, dass die Menschen wieder zur Kirche finden, aber dann muss die Kirche erst mal zu den Menschen kommen. Und die halten sich zurzeit nun mal hier auf dem Markt auf.“

Umso überraschter war ich, dass die Adventskirche offenbar vom Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommern „unbürokratisch und schnell“ Zuschüsse erhalten hat:

Neben der Diakonie lobt Harder vor allem das Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommern, das unbürokratisch und schnell für Zuschüsse sorgte.

Meine Frage: Weshalb bezuschusst das Ministerium missionarische Aktivitäten? Wie verträgt sich das nach Auffassung des Ministeriums mit dem Gebot zu staatlicher Neutralität?

Meines Erachtens wäre die einzige denkbare, gerade noch zulässige Rechtfertigung, dass es hier auch um die Vermittlung von Kultur geht:

Der Greifswalder Theologieprofessor Roland Rosenstock findet den Schritt der Kirche auf den Weihnachtsmarkt richtig: „Auf diese Weise können wir versuchen, den Menschen nahezubringen, dass die Wurzeln von Weihnachten eben nicht im Kommerz liegen sondern im Christentum. Das ist ein wichtiges Stück unserer Kultur.“

Allerdings werden in der Adventskirche auch religiöse Handlungen vorgenommen:

Wenn der Weihnachtsmarkt mittags eröffnet wird, findet im hölzernen Andachtsraum ein „Lichtpunkt“ statt, eine viertelstündige Andacht. Täglich wird sie von einem anderen gehalten – vom Gemeindepfarrer bis zum Theologie-Professor sind Greifswalds Kleriker reihum dran.

Zudem ist unzweifelhaft, dass der Zweck der Adventskirche in der Missionierung besteht und die „Angebote, vor allem für Kinder“ vor allem dazu dienen, die Leute für die Kirche zu interessieren.

Damit handelt es sich klar um eine religiös-missionarische Veranstaltung, und ich sehe nicht, wie eine Bezuschussung durch den Staat zu rechtfertigen wäre. Wie schon beim Bibelwettbewerb überschreitet das Ministerium hier m.E. seine Befugnisse und verwendet die Steuermittel der überwiegend (zu mehr als drei Vierteln) nichtchristlichen Bevölkerung zu deren Missionierung.

Ich halte dies für einen schwerwiegenden Verstoß gegen die Trennung von Staat und Kirche. Für diese Auffassung spricht m.E. auch, dass eine Verflechtung wie bei der Adventskirche oder auch beim Bibelwettbewerb (wo die Ansprechpartner beim Ministerium saßen und nicht bei den kirchlichen Veranstaltern, wie dies in anderen Bundesländern der Fall ist) meines Wissens nur in Mecklenburg-Vorpommern existiert. Wäre dies zulässig, dürfte man wohl annehmen, dass dies auch in anderen Bundesländern so praktiziert würde.

Mit freundlichen Grüßen,

Matthias Krause

(Dank an die Greifswalder Hochschulgruppe für Humanismus und Aufklärung für den Hinweis.)

UPDATE: In einem Artikel bei WELT ONLINE heißt es:

Kirchliche Initiativen in Mecklenburg-Vorpommern nutzen Advents- und Weihnachtsmärkte immer häufiger dazu, in Kontakt mit Besuchern der Märkte zu kommen. Auf dem Greifswalder Weihnachtsmarkt, der am Sonnabend eröffnet wird, will der im Juni gegründete „Kapellenverein“ eine kleine Adventskirche betreiben, teilte Vorstandsvorsitzender Hans-Martin Harder mit.

Bis zum Ende des Weihnachtsmarktes am 21. Dezember werde während der Öffnungszeiten des Weihnachtsmarktes immer mindestens ein ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Adventskirche sein. Es werde dort gesungen, gebastelt, vorgelesen und musiziert. Einmal pro Woche würden abends speziell Jugendliche, an einem anderen Tag die anderen Budenbetreiber des Weihnachtsmarktes in die Adventskirche eingeladen. Das Kirchlein bietet Platz für etwa 25 bis 30 Menschen.


Meck-Pomm: Bildungsministerium fördert Bibelwettbewerb für Schüler

12. Januar 2010

Manchmal gibt es Dinge, da bin selbst ich fassungslos: Der Bildungsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Henry Tesch (CDU) hat die Schirmherrschaft für den Bibelwettbewerb 2010 „Voll das Leben“ übernommen. Auf der Homepage des Bildungsministeriums von Mecklenburg-Vorpommern ruft er alle Schülerinnen und Schüler zur Teilnahme auf:

„Wenn Ihr die Bibel zur Hand nehmt und in ihr lest, erfahrt ihr viel über den Ursprung unseres Verhaltens, unerer Gewohnheiten und unseres Lebensablaufes. Ihr werdet merken, wie spannend es ist zu erfahren, wie stark die Bibel unser menschliches Denken und Handeln, unsere Sprache und unser Recht, unsere Wissenschaft und unsere Kunst geprägt hat. Deshalb lasst Euch einladen über die gestellten Themen nachzudenken und sie nach Euren Vorstellungen in einen Beitrag umzusetzen.“

Träger des Wettbewerbs ist der Arbeitskreis Bibelwettbewerb beim Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern in Zusammenarbeit mit der Stiftung Bibel und Kultur Stuttgart und dem Niederdeutschen Bibelzentrum St. Jürgen in Barth. Im Arbeitskreis arbeiten Lehrerinnen und Lehrer sowie Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), der Mecklenburgischen und der Pommerschen Bibelgesellschaften und des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur.

Wie kann es sein, dass das Bildungsministerium in Mecklenburg-Vorpommern – das zu weltanschaulicher Neutralität verpflichtet ist! – eine so offensichtliche Bibelwerbung betreibt?

Die Wortwahl lässt ahnen, dass sich das Ministerium der Problematik durchaus bewusst ist. Wer genau hinschaut erkennt, dass Tesch sich damit herausreden kann, dass es lediglich um die „Anerkennung des prägenden Kultur- und Bildungsfaktors“ der Bibel geht: Diese Formulierung stammt aus einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum christlichen Charakter der schulischen Erziehung (habe ich kürzlich hier erläutert). Das Bildungsministerium wird sich darauf berufen, dass es bei dem Wettbewerb nicht um die religiösen Aspekte ginge, sondern lediglich darum geht, wie die Bibel Bildung und Kultur geprägt hat – oder wie Tesch formuliert: „unser menschliches Denken und Handeln, unsere Sprache und unser Recht, unsere Wissenschaft und unsere Kunst“. Und weiter wird das Ministerium sich damit rechtfertigen, dass es gerade in den „entchristlichten“ östlichen Bundesländern wichtig sei, den Schülerinnen und Schülern den biblischen Hintergrund unserer Kultur zu vermitteln.

Ich werde morgen beim Ministerium anfragen, ob es auch Wettbewerbe gibt, die den Beitrag der griechischen Kultur oder der Aufklärung beleuchten.

Davon abgesehen überschreitet das Ministerium die Grenze des Unzulässigen meines Erachtens spätestens dort, wo die Themen, die zur Auswahl stehen, nicht nur kulturellen, sondern klar religiös-weltanschaulichen Charakter haben – und das sind einige:

  • Schöpfung erleben“ setzt offenbar eine Schöpfung – und damit einen Schöpfer voraus.
  • Aus der Bibel leben“ – Ist es überhaupt möglich, dies nicht religiös aufzufassen?
  • Themenbereich 4: Sinn des Lebens
    • Leben ist mehr
    • Erfülltes Leben
    • Biblische Perspektive

Es kommt noch hinzu, dass die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler in Anbetracht der Träger des Wettbewerbs (Stiftung Bibel und Kultur, Niederdeutsches Bibelzentrum,  Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen , Bibelgesellschaften) sich wohl kaum angehalten sehen, Beiträge abzuliefern, die sich abwägend oder gar kritisch mit dem Einfluss der Bibel auseinandersetzen.

Erschreckenderweise ist dies bereits der fünfte Wettbewerb dieser Art!

Update: Anfrage zum Bibelwettbewerb beim Bildungsministerium MV


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