Nazi-Kampagne: Wovon spricht Bischof Müller eigentlich?

23. März 2010

Update: Einem Artikel der Süddeutschen Zeitung zufolge soll das Bistum Müllers Predigttext im Internet derart geändert haben, dass es dort nun heißt, wir erlebten heute „eine Kampagne gegen die Kirche“ – anstatt: „wieder eine Kampagne gegen die Kirche“. (S.u.)

Update: Die entsprechende Passage aus Müllers Predigt entsprechend der BR-Mitschrift.

Kirchenkampf 1941

Der Regensburger Bischof Müller (http://www.bischofmueller.de/) hat seiner Predigt am Samstag, 20.03.2010 im Dom zu Regensburg anlässlich der Hundertjahrfeier des Katholischen Deutschen Frauenbundes in der Diözese Regensburg zunächst auf die Rolle des Frauenbundes beim Widerstand gegen den „Kruzifix-Erlass“ der Nazionalsozialisten 1941 hingewiesen. Der Hintergrund ist folgender:

In einem Erlass des bayrischen Kultusministers Adolf  Wagner wird die Entfernung des Kreuzes aus den bayrischen Schulen angeordnet.

Wagner, seit 1923 Mitglied der NSDAP, schreibt in der Anordnung: „Gleichzeitig weise ich darauf hin, dass kirchlicher Bilderschmuck, auch wenn er künstlerischen Wert besitzen sollte, sowie Kruzifixe in der Schule am falschen Platze sind; ich ersuche daher Sorge dafür zu tragen, dass solcher Wandschmuck allmählich entfernt oder durch zeitgemäße Bilder ersetzt wird.“

Die bayrische Bevölkerung reagiert auf den Erlass mit Wut und Empörung, die sich in Unruhen, Boykotten und Demonstrationen entladen. Bauern verweigern die Milchlieferung, Eltern versperren Schuleingänge oder schicken ihre Kinder nicht mehr zum Unterricht. Die Entfernung der Kreuze kann so vielerorts verhindert werden.

Michael von Faulhaber, Kardinal von München und Freising, protestierte bei Wagner persönlich gegen dieses neue Vorgehen zur Vernichtung des Christentums im öffentlichen Leben. Am 28. August ordnet Wagner in einem Geheimerlass die Einstellung der gescheiterten Kruzifix-Aktion an. Er macht für den Fehlschlag teils die gut organisierte Gegenpropaganda der Geistlichkeit, teils die politisch falsche ­bzw. übereifrige Handlungsweise von Lehrkräften verantwortlich. [Angaben zur Quelle unten, Links im Text von mir.]

Darauf bezog sich Müller also, als er predigte:

In einer großen Krisensituation – 1941 – haben die Frauen unseres Frauenbundes in Regensburg und in Amberg gegen die damals triumfierende, nationalsozialistische Bewegung, diese neuheidnische Ideologie, christentumsfeindliche, menschenfeindliche Ideologie gewandt. Es war in unserem Bistum in Regensburg mit 1000 Personen, meist aber Frauen, und in Amberg mit 500 Teilnehmern – auch meistens Frauen -, waren es die größten, öffentlichen Demonstrationen gegen dieses nationalsozialistische Unrechtssystem. Denen mit ihrem titanischen Wollen, mit ihrem Aufbegehren gegen Gott, dem Nicht-Dienen-Wollen, Sein-Wollen wie Gott, sich selber an die Stelle Gottes setzen wollen in dieser Ideologie, war natürlich das Kreuz Jesu Christi. Jesus Christus, der für uns am Kreuz aus Liebe für und Menschen gestorben ist, ein Dorn im Auge. Darum der Erlass, alle Kreuze – Bildnisse Christi des gekreuzigten Herrn – müssen aus den öffentlichen Schulen heraus, aus allen öffentlichen Gebäuden heraus muss Christus verschwinden.

Eine große Krisensituation 1941 war für Müller also das Entfernen von Kreuzen – während der Zweite Weltkrieg tobte und die Judenverfolgung laut Wikipedia bereits folgendes Ausmaß angenommen hatte:

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Bischof Müllers Goebbels-Rede

13. Februar 2010

Bischof Müller aus Regensburg hat letzte Woche bei einem Gottesdienst aus aktuellem Anlass darauf hingewiesen, dass schon die Nazis – genauer gesagt, Obernazi Joseph Goebbels – einen Zusammenhang zwischen Zölibat und sexuellem Kindesmissbrauch hergestellt hätten. Womit er, ganz nebenbei, einen Zusammenhang herstellte zwischen der medialen Berichterstattung um die jüngst bekanntgewordenen Missbrauchsfälle und Nazi-Propaganda.

Allerdings behauptete Bischof Müller laut Predigtext, Goebbels habe diesen Zusammenhang „in seiner berühmt-berüchtigten Rede aus dem Jahr 1937 im Sportpalast“ hergestellt.

Nun ja, Müller weiß manchmal nicht, wovon er redet – er hat beispielsweise auch den Eindruck erweckt, Michael Schmidt-Salomon und Helge Nyncke stellten in ihrem Kinderbuch „Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel“ Geistliche als Schwein dar oder Schmidt-Salomon würde Kindermord rechtfertigen.

Im vorliegenden Fall bezieht er sich offenbar auf eine Rede, die Goebbels am 28. Mai 1937 in der Berliner Deutschlandhalle gehalten hat. (Er sprach u.a. von „herdenmäßiger Unzucht“ beim Klerus.) Ein ZEIT-Artikel von 2002 liefert mehr Informationen dazu. Tatsächlich haben die Nationalsozialisten Fälle von sexuellem Missbrauch zur juristischen Verfolgung von katholischen Geistlichen benutzt (siehe Wikipedia [Update: In dieser Dissertation findet sich ab S. 61 ein ganzer Abschnitt zu den sog. „Sittlichkeitsprozessen“. Auch im SPIEGEL Archiv findet sich ein Artikel von 1971 darüber]).

Offen ist für mich noch, ob Goebbels in der Rede selbst einen Zusammenhang zwischen Zölibat und Kindesmissbrauch hergestellt hat: Das ist der Eindruck, den Müller in seinem Predigttext erweckt. In dem ZEIT-Artikel ist allerdings nur die Rede davon, dass der Völkische Beobachter „erklärte, die Sexualdelikte seien ‚die naturnotwendigen Folgen eines widernatürlichen Systems'“. Da der ZEIT-Artikel allerdings – wie Müller – gerade auf die Parallelen zwischen damals und heute anspielt, wäre dort vermutlich erwähnt, wenn Goebbels selbst diesen Zusammenhang hergestellt hätte.

Es spricht m.E. auch nicht für Müller, dass er Goebbels Sportpalastrede auf 1937 datiert. Goebbels‘ Rede ist „berühmt-berüchtigt“ (Müllers Worte), weil er darin zum totalen Krieg aufgerufen hat. Der Zweite Weltkrieg begann aber erst September 1939. Aber aus katholischer Sicht wurde Goebbels‘ Rede von 1937 sicher als „totale Kriegserklärung“ gegen die Kirche aufgefasst.

Bleibt mir an dieser Stelle nur noch anzumerken, dass es Kirchenfeindlichkeit wie diese war, die Papst Pius XI. zweieinhalb Monaten zuvor zu seiner Enzyklika „Mit brennender Sorge“ veranlasst hatte – und nicht Sorge um die Juden! So beginnt die Enzyklika denn auch mit den Worten:

Ehrwürdige Brüder! Gruß und Apostolischen Segen! Mit brennender Sorge und steigendem Befremden beobachten Wir seit geraumer Zeit den Leidensweg der Kirche, die wachsende Bedrängnis der ihr in Gesinnung und Tat treubleibenden Bekenner und Bekennerinnen inmitten des Landes und des Volkes, dem St. Bonifatius einst die Licht- und Frohbotschaft von Christus und dem Reiche Gottes gebracht hat. [Hervorhebung von mir.]


Bischof Müller: Die Nazis stellten auch einen Zusammenhang zwischen Zölibat und Kindesmissbrauch her

13. Februar 2010

Bischof Müller: In diesen Tagen entfachen kirchenfeindliche Kreise einen medialen Sturm und stellen Kirche und Priestertum unter einen Generalverdacht. Zölibat ist keineswegs die ‚Quelle des Übels‘ wie es Goebbels vor 20.000 Nazis ausgerufen hat

Quelle und Predigttext: Kirche von scheinheiligen Selbstbespieglern an den Pranger gestellt (kath.net)

In Müllers Predigttext heißt es:

Zudem ist die zölibatäre Lebensform keineswegs die „Quelle des Übels“, Grund für einen durch und durch verdorbenen Klerus – wie es Goebbels in seiner berühmt-berüchtigten Rede aus dem Jahr 1937 im Sportpalast vor 20.000 Nazifanatikern ausgerufen hat.

Weiß jemand, was für eine „berühmt-berüchtigte Rede“ Müller meint? [Update: Ja, ich – hier!]

Die „Sportpalast-Rede„, für die Goebbels normalerweise berühmt-berüchtigt ist, ist die von 1943, in der er fragt, „Wollt ihr den totalen Krieg?“

Vielleicht ist ja beim katholischen Klerus der totale Krieg nicht so schlimm wie Kritik am Zölibat. Ich habe allerdings selbst in diesem Dokument keinen Hinweis auf eine 1937er Rede von Goebbels im Sportpalast, obwohl es eine Rede Goebbels‘ von 1937 aus der Deutschlandhalle erwähnt:

Auf einer Massenkundgebung in der Berliner Deutschlandhalle eröffnete Dr. Joseph Goebbels am 28. Mai 1937 die Hatz auf die Kirche, geiferte in geheuchelter Empörung von „himmelschreienden Skandalen“, einer „allgemein sittlichen Korruption, wie sie die Geschichte der Zivilisation kaum jemals gekannt hat“, „pervertierten und skrupellosen Jugendschändern“ und kündigte an, dass „diese Sexualpest mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden“ müsse.

Diese Polemik ist mit der Berichterstattung z.B. des Spiegels dann vielleicht doch nicht so gut vergleichbar.

Es ist allerdings bezeichnend, dass Müller keine bessere Entgegnung hat als die, dass die Nazis ebenfalls den Zusammenhang zwischen Zölibat und Kindesmissbrauch hergestellt haben sollen.

Wenn er alles, was die Nazis getan und gesagt haben, so schlimm findet (was ich erst einmal für eine gute Arbeitshypothese halte), dann kann er sich ja mal um eine Aufhebung des Reichskonkordats bemühen!


E-Mail an Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck (Darwin und die Nazis)

5. Januar 2010

Sehr geehrter Herr Bischof,

ich beziehe mich auf Ihre Neujahrspredigt, wie sie auf katholisch.de zu lesen ist.

Dem Text zufolge haben Sie gesagt:

Im Jahr 2009 haben wir eines anderen Datums, das eng mit diesem Thema verbunden ist, gedacht, nämlich des Jahres 1859, in dem Charles Darwin in England sein folgenreiches Buch „Über die Entstehung der Arten“ publizierte. […] Die Wirkungsgeschichte dieser Theorie hat – bis in fatalste politische Entwicklungen hinein – eine gute wie eine ganz monströse Anwendung gefunden wie Wirkung entfaltet. So hat sie bekanntlich als Rechtfertigungsideologie nationalsozialistischer Rassenpolitik ebenso gedient, wie als Begründungskern moderner, sozialdarwinistischer Theorien. Aber auch jenseits davon hat sie das früheren Generationen völlig fremde Bewusstsein geweckt, schnell selbst machen zu wollen, wozu die Natur eine halbe Ewigkeit gebraucht hat.

Die Behauptung, die Nazis hätten Darwins Theorie zur Rechtfertigung benutzt, wurde in den vergangenen Jahren im englischsprachigen Raum zweimal ausführlich diskutiert: 2008 anlässlich des kreationistischen Propagandafilms „Expelled – No Intelligence Allowed“ und erst kürzlich, als der kreationistische Propagandist Ray Comfort eine Spezialausgabe von Darwins „The Origin of the Species“ kostenlos an Universitäten verteilte – mit einem 50-seitigen Vorwort von Comfort, in dem Darwin u.a. Rassismus vorgeworfen wird. Das US-amerikanische National Center for Science Education (NCSE) betreibt “Richtigstellungs-Webseiten” zu Expelled und Ray Comforts „Origin of Species“.

Mir ist nicht bekannt, dass es für die Behauptung, die Nazis hätten sich auf Darwin berufen, Belege gäbe. Rassismus gab es bekanntlich schon vor Darwin.

Mich wundert allerdings, dass sich ein deutscher Bischof ein Argument (oder besser: einen „Talking Point“) von Kreationisten zu eigen macht.

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Bischof Overbeck: Darwins Theorie war Rechtfertigungsideologie für die Nazis

2. Januar 2010

Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen, hat in seiner Neujahrspredigt behauptet, Darwins Evolutionstheorie habe „als Rechtfertigungsideologie nationalsozialistischer Rassenpolitik“ gedient:

Im Jahr 2009 haben wir eines anderen Datums […] gedacht, nämlich des Jahres 1859, in dem Charles Darwin in England sein folgenreiches Buch „Über die Entstehung der Arten“ publizierte. […] Die Wirkungsgeschichte dieser Theorie hat – bis in fatalste politische Entwicklungen hinein – eine gute wie eine ganz monströse Anwendung gefunden wie Wirkung entfaltet. So hat sie bekanntlich als Rechtfertigungsideologie nationalsozialistischer Rassenpolitik ebenso gedient, wie als Begründungskern moderner, sozialdarwinistischer Theorien. Aber auch jenseits davon hat sie das früheren Generationen völlig fremde Bewusstsein geweckt, schnell selbst machen zu wollen, wozu die Natur eine halbe Ewigkeit gebraucht hat. [Hervorhebungen von mir.]

Ich erinnere mich, dass diese Behauptung kürzlich – ich glaube, es war bei Pharyngula – diskutiert wurde, ohne dass Belege für diese These angeführt werden konnten. Auch der kreationistische Propagandafilm „Expelled – No intelligence allowed“ mit Ben Stein versuchte, diesen Zusammenhang herzustellen. Auf den Internetseiten „Expelled entlarvt“ des US-amerikanischen Zentrums für Wissenschaft und Erziehung NCSE wird auf diese Behauptung eingegangen. Leider habe ich auf die Schnelle hierzu keine deutschsprachige Seite gefunden.

Es sei angemerkt, dass Overbeck die Evolutionstheorie nicht „ablehnt“ oder „kritisiert“. Aber: Overbeck macht sich die absurden Argumente von Kreationisten zu eigen. Rassismus gab es auch schon, bevor Darwin seine Theorie veröffentlicht hat.

Ich habe gerade mal einige mir als durchsuchbare PDF-Dateien vorliegende Nazi-Machwerke nach „Darwin“ und „Evolution“ durchsucht und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:

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Der Papst spinnt!

22. Dezember 2009

In diesem Artikel geht es nicht so sehr um den Geisteszustand von Benedikt XVI., sondern darum, wie er seiner „Verurteilung der Nazi-Verbrechen“ einen interessanten „Spin“ verpasst hat:

Benedikt behauptete nämlich, die Nazis hätten letztlich versucht, „Gott von der Erde zu verjagen, den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, den Gott von Jesus Christus“. Diese Aussage impliziert, dass die Nazis auch den Christengott hätten verjagen wollen – und damit, dass die Nazis eben keine Christen waren!

Dabei haben sich die Nazis selbst als Christen gesehendie NSDAP bekannte sich in ihrem Parteiprogramm zu einem „positiven Christentum“, die Nazi-Soldaten hatten „Gott mit uns“ auf dem Koppelschloss, die Juden wurden als „Christusmörder“ beschimpft und dies mit Jesus- und Lutherzitaten belegt.

In einem anderen Artikel habe ich dargestellt, dass die Nazis durchaus zwischen dem „Judengott“ Jahwe des Alten Testaments und dem Christengott unterschieden. Dieser sollte ein gerechter, barmherziger, milder Gott sein, jener eine Erfindung der Juden.

Es ist daher unsinnig, zu behaupten, die Nazis hätten den Gott der Juden verjagen wollen – an diesen Gott haben die Nazis ja gar nicht geglaubt. Die Nazis haben die Juden bekämpft, nicht deren Gott!

Benedikts seltsame Formulierung, die Nazis hätten den abrahamitischen Gott von der Erde verjagen wollen, kann daher m.E. nur den Zweck haben, selbst die Verurteilung der Nazi-Verbrechen noch im Sinne einer Verteidigung der Kirche während des Dritten Reiches zu „spinnen“.

Benedikt ist also ganz und gar kein Spinner – er ist ein ausgefuchster Spin-Doctor. In seinem Fachgebiet haben Spin-Doktoren sogar einen offiziell anerkannten Doktortitel: Doktor der Theologie.


Papst: Nazis wollten Gott verjagen

22. Dezember 2009

Der Vatikan bereitet die Selisprechung von Papst Pius XII. vor. Das ist der Papst, der – noch als Kardinalstaatssekretär Pacelli – das Reichskonkordat mit der Hitler-Regierung abschloss. Kritiker werfen ihm vor, im Hinblick auf die Nazi-Verbrechen zu untätig gewesen zu sein.

Als Schritt hin zur Seligsprechung hat Papst Benedikt XVI. seinem Vorgänger am Samstag den „heroischen Tugendgrad“ zuerkannt. Von jüdischer Seite kam es deshalb zu Kritik.

Daraufhin verurteilte Benedikt XVI. die Verbrechen der Nationalsozialisten mit dem Hinweis, diese hätten letztlich versucht, „Gott von der Erde zu verjagen, den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, den Gott von Jesus Christus“. Außerdem weist der Vatikan darauf hin, dass Pius XII. vielen Juden das Leben gerettet habe, indem er ihnen in kirchlichen Institutionen Schutz gewähert habe.

„Gott mit uns“ auf dem Koppelschloss

Leider ging der Papst nicht auf den Umstand ein, dass die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) sich in ihrem Parteiprogramm ausdrücklich zu einem „positiven Christentum“ (ohne speziellen Konfessionsbezug) bekennt und die Wehrmachtssoldaten den Spruch „Gott mit uns“ auf dem Koppelschloss hatten. Dies mutet ja etwas seltsam an für Leute, die Gott von der Erde verjagen wollen.

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Der Katholik Dr. Josef Mengele

11. Dezember 2009

Josef Mengele wurde am 16 März 1911 in Günzburg (Donau) geboren. Er war der zweite Sohn eines wohlhabenden süddeutschen Industriellen. Seine Familie war streng katholisch und Mengele legte stets Wert darauf als „katholisch“ und nicht wie es für die Nazis üblich war als „gläubig“ bezeichnet zu werden. [„Als Gott und die Weltschliefen„]

Josef Mengele war ein KZ-Arzt im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz und berüchtigt für seine Menschenversuche, die die Opfer meistens töteten. [Wikipedia, Hervorhebung z.T. von mir.]

Anmerkung: Welcher Konfession KZ-Arzt Mengele sich zugehörig gefühlt hat wäre mir ziemlich gleichgültig, würden nicht Leute wie die Bischöfe Mixa und Meisner immer wieder den Eindruck erwecken, die Nazis wären „gottlos“ oder „Atheisten“ gewesen.


„Die Kreuze blieben. Entfernt wurden die jüdischen Schüler.“

18. November 2009

Gegner der Kruzifix-Urteile des Bundesverfassungsgerichts (1995) und des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (2009) erinnern gelegentlich daran, dass schon die Nazis Kreuze aus öffentlichen Gebäuden verbannen wollten, aber durch öffentlichen Protest daran gehindert wurden. So schrieb beispielsweise Bruder Paulus Terwitte kürzlich in einem Kommentar bei Aufklärung 2.0:

„Es erinnert mich an Oldenburg. Dort haben vor über 70 Jahren die Bauern in düsterer Vorahnung Mistgabeln ergriffen, um jene zu vertreiben, die die Kreuze aus den Klassenzimmern reißen wollten. Diese Verteidiger des Kreuzes verstanden sich als Verteidiger der Freiheit.“

Soll wohl heißen: „Die Nazis haben das auch gemacht und deshalb muss es schlimm sein.“ Ich halte das durchaus für eine gute Arbeitshypothese, nur fällt auf, dass dieselben Leute offenbar kein Problem damit haben, dass die katholische Kirche noch heute gerne die Privilegien wahrnimmt, die ihr Hitler im Rahmen des 1933 geschlossenen Reichskonkordats eingeräumt hat. (Bruder Paulus sei hier ausdrücklich ausgenommen, dessen Position hierzu kenne ich nicht.) Kirchensteuer, Staatsleistungen, Militärseelsorge – alles von den Nazis sanktioniert, aber deswegen scheint auch nach 75 Jahren noch keine Mitgabel ergriffen worden zu sein.

Aber zu meinem eigentlichen Punkt: Wie Bruder Paulus beispielhaft formuliert, sollen durch die Erwähnung des sog. „Kreuzkampfes“ offenbar die „Verteidiger des Kreuzes“ als „Verteidiger der Freiheit“ erscheinen. Tatsächlich wird der Oldenburger Kreuzkampf von 1936 immer wieder als „seltener Fall offenen Volkswiderstandes gegen die Nationalsozialisten“ (Wikipedia) herausgestellt.

Ich meine allerdings, dass es sich hier um ein unrühmliches Beispiel für die „christliche“ Prioritätensetzung handelt. Als nämlich nach der Machtergreifung 1933 – auch in ihrer Bistumsstadt Münster – die Nazis öffentlich Bücher von Juden, Marxisten und Pazifisten „feierlich“ verbrannten, hatten die „Verteidiger der Freiheit“ ihre Mistgabeln noch liegen lassen. Auch die antisemitischen Rassengesetze von 1935, die z.B. für die Eheschließung und den außerehelichen Geschlechtsverkehr zwischen Juden und Nichtjuden als „Rassenschande“ Gefängnis- oder Zuchthausstrafen vorsahen und Juden das Innehaben öffentlicher Ämter verboten, stellten aus Sicht der Kreuzkämpfer offenbar noch keinen ausreichenden Grund zum Protest dar.

Erst als nach der Entfernung von Büchern und der Entfernung der jüdischen Beamten auch noch das Kreuz aus öffentlichen Gebäuden entfernt werden sollte, kam es zu dem großen Protest. Den Oldenburger Bauern ging es somit um das Kreuz, ggf. noch um den Bestand ihrer Konfessionsschulen oder des konfessionellen Religionsunterrichtes – also kirchliche Besitzstände. Es erscheint mir daher verfehlt, die Protestierenden als „Verteidiger der Freiheit“ darzustellen. Mit Bezug auf ähnliche Proteste in Bayern brachte es Konrad Riggenmann schon 1995 auf den Punkt:

„Als die Nazis die Kreuze aus den Schulen entfernen wollten, stießen sie auf erbitterten Widerstand der bayerischen Bevölkerung. Die Kreuze blieben. Entfernt wurden die jüdischen Schüler.“ [Hervorhebung von mir.]

Oder ausführlicher:

„Der mehrwöchige Konflikt um den Kreuzerlaß ist in seiner Heftigkeit sicher nicht typisch für katholische Regionen, er zeigt jedoch deutlich, daß immer dann, wenn kirchliche Belange im engeren Sinne von den Nazis angetastet wurden, Unmut und Proteste am stärksten waren. Diese Kampfeslust blieb dagegen häufig aus, wenn es zum Beispiel um die Verfolgung politischer Nazi-Gegner oder um die Entrechtung der Juden ging. Da sah man lieber weg und schwieg.“[1]

[1] Harald Focke/Monika Strocka: Alltag der Gleichschaltung. Wie die Nazis Kirche, Kultur, Justiz und Presse braun färbten. »Alltag unterm Hakenkreuz«. Bd. 3, Hamburg 1985, Seite 129. Zitiert nach: Carina Malcherek: Das Widerstandspotential im Südoldenburger Kreuzkampf 1936. Studienarbeit, 2005, Seite 20.


Aus dem 25-Punkte-Programm der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP)

16. November 2009

Der Nationalsozialismus ist eine radikal antisemitische, antikommunistische und antidemokratische Weltanschauung. Diese politische Bewegung entstand in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. Seine in der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) organisierten Anhänger gelangten unter Adolf Hitler 1933 zur Herrschaft und errichteten eine totalitäre Diktatur, den „Führerstaat“ bzw. das „Dritte Reich“. Sie vollzogen seit 1939 die Eroberungskriege, die den Zweiten Weltkrieg auslösten, und verübten die Verbrechen des Holocaust. Ihre Herrschaft endete mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945. [Wikipedia]

Aus dem 25-Punkte-Programm der NSDAP:

Die Partei als solche vertritt den Standpunkt eines positiven Christentums, ohne sich konfessionell an ein bestimmtes Bekenntnis zu binden.

Hinweis: Ich will damit natürlich nicht Christen pauschal mit Nazis oder Faschisten gleichsetzen. Es wäre mir viel lieber, ich müsste hier überhaupt keine Nazi-Texte wiedergeben. Leider ist es aber so, dass Bischöfe wie Mixa und Meisner gerne Geschichtsfälschung betreiben und so tun, als seien die Nazis „gottlos“ und „Atheisten“ gewesen. Deshalb erscheint es mir notwendig, darauf hinzuweisen, wie es wirklich war.

Wikipedia-Artikel zum 25-Punkte-Programm der NSDAP


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