E-Mail an Präses Nikolaus Schneider: Belege, bitte!

Sehr geehrter Präses Schneider,

ich lese soeben in der Neuen Osnabrücker Zeitung:

Kein Verständnis äußerte der EKD-Ratsvorsitzende für Ex-Moderatorin Eva Herman. Sie hatte in einem Internet-Blog die Loveparade als „Sodom und Gomorrha“ bezeichnet und die Vorkommnisse als Strafe Gottes umschrieben. Dazu sagte Schneider: „Es gibt in der Bibel genügend Beispiele, in denen Jesus davor warnt, solche Ereignisse mit einer Strafe Gottes gleichzusetzen.“ Jesus mache klar, dass solche Vorkommnisse nichts mit Sünden des Einzelnen zu tun hätten und stattdessen jeder bei sich selbst nachschauen solle. „Diese Empfehlung kann man Eva Herman nur geben“, sagte Schneider. [Hervorhebung von mir.]

Können Sie bitte die von Ihnen angesprochenen Beispiele nennen?

Neben der Geschichte von Sodom und Gomorrha kam mir als erstes die Geschichte der Sintflut in den Sinn: In beiden werden offensichtlich Menschen für „gott-ungefälligen“ Lebenswandel mit dem Tode bestraft.

Jesusworte wie oben angegeben fallen mir dagegen spontan keine ein – ich schlug die Geschichte vom Turm von Siloah bei Lukas 13, 1-5 nach, da sie naheliegend erschien; dort scheint Jesus aber eher umgekehrt zu sagen: Die achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turmes umgekommen sind, waren auch nicht schuldiger als alle anderen – und droht, dass alle, die nicht Buße tun, eben so umkommen werden:

1 Es kamen aber zu der Zeit einige, die berichteten ihm von den Galiläern, deren Blut Pilatus mit ihren Opfern vermischt hatte. 2 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Meint ihr, dass diese Galiläer mehr gesündigt haben als alle andern Galiläer, weil sie das erlitten haben? 3 Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle auch so umkommen. 4 Oder meint ihr, dass die achtzehn, auf die der Turm in Siloah fiel und erschlug sie, schuldiger gewesen sind als alle andern Menschen, die in Jerusalem wohnen? 5 Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle auch so umkommen. [Hervorhebungen von mir.]

Die Beispiele werde ich gerne auch auf meinem Blog veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen,

Matthias Krause

8 Responses to E-Mail an Präses Nikolaus Schneider: Belege, bitte!

  1. pufaxx sagt:

    … und ausgerechnet die Geschichte von Sodom und Gomorrha! http://bit.ly/9tNKqH – Lot wird verschont, obwohl (oder vielleicht sogar weil) er zwei seiner Töchter dem wütenden Mob überlassen möchte: „Da trat Lot zu ihnen hinaus an den Eingang und schloss die Tuer hinter sich zu; und er sagte: Tut doch nichts Boeses, meine Brueder! Seht doch, ich habe zwei Toechter, die keinen Mann erkannt haben; die will ich zu euch herausbringen. Tut ihnen, wie es gut ist in euren Augen! Nur diesen Maennern tut nichts, da sie nun einmal unter den Schatten meines Daches gekommen sind!“

  2. Amazone sagt:

    Im Bücherschrank des Herrn Präses fehlt offenbar das christliche Standardwerk, sonst wäre ihm die Sintflut-Geschichte wohl nicht unbekannt. Oder hat er sich lediglich den hilfreichen Usus des selektiven Lesens zueigen gemacht? Wo ich im allerdings zustimme, ist, dass Gott nicht die „Sünden“ einzelner bestraft, sondern unabhängig von persönlichem Verschulden einzelner Menschen mehrmals ganze Völker und die gesamte Menschheit ausgerottet hat. Es ist ein zutiefst widerlicher Charakter, den die Bibeldichter hier erfunden haben.

  3. 2bsafe sagt:

    ich bin nicht wirklich bibelfest und habe es auch nicht vor zu werden, aber ich frage mich, warum es die Christen nicht anwidert einen Gott anzubeten, der offensichtlich rachsüchtig und neurotisch ist und es außerdem braucht gebraucht zu werden. Mal liebt er uns ganz unendlich und dann hasst er uns unerbittlich. Ganz schön unausgeglichen der Typ – nach dieser Charakteristik war auch meine Exfreundin Gott! Wen betet ihr nochmal an? Gott oder den Teufel?
    Kurzum: Ihr Christen habt definitiv einen an der Marmel!

  4. theveggieatheist sagt:

    Das liegt daran, das die Christen schon als Kinder mit dem Glauben abgefüllt wurden… Ein Ausstieg erfordert, leider, große geistige Anstrengung… Es ist ein steiniger Weg…

  5. Petrus sagt:

    Hallo Ihr,

    kurz zu mir, damit Ihr mich einorden könnt – ich bin
    im Augenblick noch im Stadium des weder noch. Weder Christ noch Atheist. Mal so mal so.
    Der Präses schlägt sich nur auf die Seite einer etwas „liberaleren“ Interpretation des Todes Jesu.
    Diese Vorstellungen gibt es schon lange – Nachzulesen
    in „Gott denken“ von Dorothee Sölle. Nichts wirklich Neues also.

    Jesus sprach bei der Vereitelung der Steinigung der
    Ehebrecherin: Wer von Euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. D.h. der Zusammenhang von Schuld und Bestrafung wird aufgelöst.
    Das Alte Testament kann man nicht anführen, da nach Auffassung der Christen gerade Jesus ein neues Gottesbild in die Geschichte eingeführt hat.

    Kurz Gründe Christ zu sein:

    1.) Ein bejahender Letztgrund hinter allem Existierenden ist ein ästehtisch schöner Gedanke.
    2.) Die Grenzen der Vernunft zur Wirklichkeitserkennung sind seit Kant bekannt.Das relativiert dieses Werkzeug für das Erkennen von letzten Wahrheiten.
    3.)Daß die Würde eines Menschen göttlich verankert wäre,wäre mir lieber als eine die auf gesellschaftlichem Konsens beruht.

    Gründe ein Atheist zu sein, gibt es viele:
    – keine Gotteserfahrungen
    – religiöse weltfremde Erziehung
    – kurz Religion als Selbstzweck und nicht als Instrument das Leben voller und intensiver zu leben. etc. ihr kennt die alle genauso gut ich.

    Ich weiß, daß ich hier nur Bekanntes wiederholt habe,
    nehmt’s gelassen.

  6. Amazone sagt:

    @Petrus:

    „Das Alte Testament kann man nicht anführen, da nach Auffassung der Christen gerade Jesus ein neues Gottesbild in die Geschichte eingeführt hat.“

    Die Person „Gott“ war im AT und NT immer dieselbe. Durch Jesus ändert sich nichts, denn nach christlicher Lehre ist Gott ja zu einem Drittel auch Jesus selbst (Dreifaltigkeit). Das Alte Testament wurde nach katholischer Lehre auch niemals aufgehoben, sondern besitzt nach wie vor volle Gültigkeit. (Das wird auch von Jesus/Gott sinngemäß in der Bibel irgendwo bestätigt – hab die Stelle jetzt nicht bei der Hand).

    Deine Argumentation hätte nur dann eine (äußerst) begrenzte Logik, wenn Gott seine Meinung im Laufe der Zeit geändert hätte oder an die Stelle des „alten“ ein „neuer“ Gott getreten wäre, was wiederum nicht der christlichen Lehre entspricht.
    Gott kann jedoch seine Meinung nicht geändert haben, denn er war und ist allmächtig und allwissend, das heißt, er hätte gewusst, dass er seine Strategie ändern würde und somit wäre es nicht mehr zur Änderung seiner Meinung gekommen. Er wusste, dass er selbst als Jesus auf der Erde ein Gastspiel geben würde, um sich selbst umbringen zu lassen. Als er die Sintflut schickte und ganze Völker auslöschte, plante er bereits, als Jesus die Story mit der Ehebrecherin vor Publikum zur Aufführung zu bringen.
    Somit müsste man ihm – als üblem Charakter – auch seine zahlreichen Untaten zur Last legen, wenn er denn existierte. Das UN-Kriegsverbrechertribunal würde mit der Aufarbeitung seiner Massenmorde jedenfalls mehrere Richterleben verbrauchen ;-))

  7. 2bsafe sagt:

    Hola Petrus,

    du hast schon recht. Auch deine Argumente für einen Gott find ich treffend. Ich fände es toll, wenn es einen Gott gäbe, der sich fürsorglich um uns kümmert und uns nach diesem Leben im Paradies, welches niemals endet, willkommen heißt. Nur so ein Gott wird von keiner Religion angeboten. Zumindest ist mir keine bekannt. Religionen machen immer aus einer Idee ein Machtkonstrukt. Was ich sehr bezeichnend finde ist, dass alle mir bekannten großen Religionen der Ansicht sind, dass dich Liebe sehr viel weiter bringt als Hass. Wenn es aber darum geht, dass Konstrukt der Religion zu bewahren, ist jedes Mittel recht. Die Regeln auf welche jedwede Religion baut, werden sofort außer Kraft gesetzt, wenn es darum geht dieses Regelwerk zu verteidigen.
    Ganz schön balla, oder nicht?
    Sind wir doch mal ehrlich. Das Universum (ist jetzt nicht esoterisch gemeint) ist so unglaublich krass und gewaltig und wir wissen noch so unglaublich wenig, dass quasi alles möglich sein kann. Als ich letztens einen wissenschaftlichen Bericht gelesen habe, dass Sternenexplosionen von Lichtjahre entfernten Systemen auf der Erde alle Blitze auslösen, dachte ich mir wieder, wie unglaublich dass doch alles ist.
    Ich bin auch keiner derjenigen, die felsenfest davon überzeugt sind, dass nach dem Tod einfach die Lichter ausgehen und dann alles aus ist. Ich halte es für möglich und auch für wahrscheinlich, aber einen Beweis gibt es dafür genauso wenig wie für die Existenz Gottes. Ich lass mich diesbezüglich einfach überraschen.
    Für mich ist nur offensichtlich, dass das in meinem Umfeld praktizierte Christentum absolut auf dem Holzweg ist. Gerade der Katholizismus versucht Menschen in einem geistigen Käfig der Schuld und Demut gefangen zu halten. Ich wurde selbst katholisch erzogen und weiß wovon ich spreche. Wenn man sich nur genügend schuldig fühlt (egal ob man was angestellt hat oder nicht) und Buße tut – naja Buße tun ist nicht ganz so wichtig, Hauptsache man fühlt sich sein Leben lang schuldig – wird man dann letztendlich erlöst werden – vielleicht… nach dem Fegefeuer!
    Ich empfinde diesen Glauben als pervers und es provoziert mich, wenn ich spazieren gehe und ich mehrfach einen zu Tode gefolterten Typ an ein Kreuz genagelt sehe, welches als großes Symbol unserer Kultur betrachtet wird. Ich habe deshalb beschlossen mich dagegen zu wehren. Ich weiß, dass es sinnlos ist einen fertig manipulierten Christen mit Argumenten davon zu überzeugen, dass es seinen Gott nicht gibt. Das ist auch nicht mein Interesse. Mir geht es darum mich als Atheist (ok, genau genommen bin ich Agnostiker, aber das ist Haarspalterei) selbstbewusst in der Gesellschaft darzustellen ohne mich zu rechtfertigen warum ich die schwachsinnigen christlichen Regeln nicht als Richtline für mein Leben betrachte. Das gefällt denen nicht – und das ist auch gut so!

  8. W.Müller sagt:

    Hallo Petrus
    Du hast den Schnick-Schnack ganz gut durchschaut mit dem schlechtem Gewissen, das den Leuten laufend eingebleut wird (wo doch Jesus für Dich gelitten und für Dich gestorben ist)
    Ergänzend dazu möchte ich noch einen Aspekt beifügen, die Todesangst. Jede Kreatur hat sie als eine der dominantesten Eigenschaften. Diese zu benutzen um dumme Schafe wie die Anhänger genannt werden, in ihre Gewalt zu bekommen und zu behalten, benutzt die Kirche meisterhaft.
    Der Trick dabei ist das Leben nach dem Tode, (zu schön um wahr zu sein) wenn Du erst mal nach Deinem Tode durch den Darm vieler Würmer gegangen bist und als schwarze Kügelchen wieder ausgeschieden bist, können nur Dumme glauben, dass sie in voller Pracht wieder auferstehen und das ewige Leben haben.
    Wer mit der Dummheit der Menschen spekuliert, hat den größten Erfolg. (Haben auch schon die Banker gemacht)

    vielen Dank fürs Lesen, bleiben sie wachsam
    W.Müller

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