Manchmal gibt es Dinge, da bin selbst ich fassungslos: Der Bildungsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Henry Tesch (CDU) hat die Schirmherrschaft für den Bibelwettbewerb 2010 „Voll das Leben“ übernommen. Auf der Homepage des Bildungsministeriums von Mecklenburg-Vorpommern ruft er alle Schülerinnen und Schüler zur Teilnahme auf:
„Wenn Ihr die Bibel zur Hand nehmt und in ihr lest, erfahrt ihr viel über den Ursprung unseres Verhaltens, unerer Gewohnheiten und unseres Lebensablaufes. Ihr werdet merken, wie spannend es ist zu erfahren, wie stark die Bibel unser menschliches Denken und Handeln, unsere Sprache und unser Recht, unsere Wissenschaft und unsere Kunst geprägt hat. Deshalb lasst Euch einladen über die gestellten Themen nachzudenken und sie nach Euren Vorstellungen in einen Beitrag umzusetzen.“
Träger des Wettbewerbs ist der Arbeitskreis Bibelwettbewerb beim Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern in Zusammenarbeit mit der Stiftung Bibel und Kultur Stuttgart und dem Niederdeutschen Bibelzentrum St. Jürgen in Barth. Im Arbeitskreis arbeiten Lehrerinnen und Lehrer sowie Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), der Mecklenburgischen und der Pommerschen Bibelgesellschaften und des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur.
Wie kann es sein, dass das Bildungsministerium in Mecklenburg-Vorpommern – das zu weltanschaulicher Neutralität verpflichtet ist! – eine so offensichtliche Bibelwerbung betreibt?
Die Wortwahl lässt ahnen, dass sich das Ministerium der Problematik durchaus bewusst ist. Wer genau hinschaut erkennt, dass Tesch sich damit herausreden kann, dass es lediglich um die „Anerkennung des prägenden Kultur- und Bildungsfaktors“ der Bibel geht: Diese Formulierung stammt aus einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum christlichen Charakter der schulischen Erziehung (habe ich kürzlich hier erläutert). Das Bildungsministerium wird sich darauf berufen, dass es bei dem Wettbewerb nicht um die religiösen Aspekte ginge, sondern lediglich darum geht, wie die Bibel Bildung und Kultur geprägt hat – oder wie Tesch formuliert: „unser menschliches Denken und Handeln, unsere Sprache und unser Recht, unsere Wissenschaft und unsere Kunst“. Und weiter wird das Ministerium sich damit rechtfertigen, dass es gerade in den „entchristlichten“ östlichen Bundesländern wichtig sei, den Schülerinnen und Schülern den biblischen Hintergrund unserer Kultur zu vermitteln.
Ich werde morgen beim Ministerium anfragen, ob es auch Wettbewerbe gibt, die den Beitrag der griechischen Kultur oder der Aufklärung beleuchten.
Davon abgesehen überschreitet das Ministerium die Grenze des Unzulässigen meines Erachtens spätestens dort, wo die Themen, die zur Auswahl stehen, nicht nur kulturellen, sondern klar religiös-weltanschaulichen Charakter haben – und das sind einige:
- „Schöpfung erleben“ setzt offenbar eine Schöpfung – und damit einen Schöpfer voraus.
- „Aus der Bibel leben“ – Ist es überhaupt möglich, dies nicht religiös aufzufassen?
- Themenbereich 4: Sinn des Lebens
- Leben ist mehr
- Erfülltes Leben
- Biblische Perspektive
Es kommt noch hinzu, dass die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler in Anbetracht der Träger des Wettbewerbs (Stiftung Bibel und Kultur, Niederdeutsches Bibelzentrum, Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen , Bibelgesellschaften) sich wohl kaum angehalten sehen, Beiträge abzuliefern, die sich abwägend oder gar kritisch mit dem Einfluss der Bibel auseinandersetzen.
Erschreckenderweise ist dies bereits der fünfte Wettbewerb dieser Art!
Update: Anfrage zum Bibelwettbewerb beim Bildungsministerium MV
Es ist gut und nichts dagegen einzuwenden, wenn ein Kultusminister die Schüler seines Landes dazu auffordert, die Bibel zu lesen.
Unser Grundgesetz schreibt zwar eine Trennung zwischen Staat und Kirche vor, aber eben keine absolute Trennung. Schon in dem Gottesbezug der Präambel wird dies deutlich: „In der Verantwortung vor Gott und den Menschen …“
Unsere Kultur ist nach wie die christlichen Abendlandes. Unser Wochenrythmmus ist ohne den Sonntag undenbar und in unserem unser Jahresrhytmus denken wir an Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, die Adventszeit und natürlich Weihnachten. Und die überragenden Gebäude unserer Städte sind unsere schönen Sakralbauten.
Um die unserte Kultur verstehen zu können, ist es unabdingar, die Bibel zu kennen. Die auffoderung an usnere jugend die Bibel zu lesen und auch die bibel zu lesen ist daher sehr zu begrüßen. dem kulturfeindlcihen fundamentalistischen Atheismus, der das Bibellesen verhindern möchte ist enschieden entgegenzu treten.
Helmut Schall
**Es ist gut und nichts dagegen einzuwenden, wenn ein Kultusminister die Schüler seines Landes dazu auffordert, die Bibel zu lesen.
— warum ?
**Unser Grundgesetz schreibt zwar eine Trennung zwischen Staat und Kirche vor, aber eben keine absolute Trennung.
— Sie schreiben „Kirche“ nicht Glauben, warum?
Im GG steht nicht „Trennung“ warum auch?
Warum absolut
Warum das „aber“?
**Schon in dem Gottesbezug der Präambel wird dies deutlich: „In der Verantwortung vor Gott und den Menschen …“
–warum wöllten Sie sich hier und heute vor Ihrem Gott verantworten, können?
Sollten Sie sich vor dem „Menschen“ verantworten(ist doch Blödsinn), wie könnten Sie das auch, keiner will Die Verantwortung, Sie auch nicht, geben Sie deswegen diese weiter?
**Unsere Kultur ist nach wie die christlichen Abendlandes.
–meine nicht, Ihre schon, ist deshalb meine falsch?
**Unser Wochenrythmmus ist ohne den Sonntag undenbar und in unserem unser Jahresrhytmus denken wir an Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, die Adventszeit und natürlich Weihnachten.
–was ist mit dem Freitag (Freya), oder dem Samstag (Saturn) [Sonntag=Sol], was ist mit der Flut und Ebbe, was ist mit der Periode der Frauen?
**Und die überragenden Gebäude unserer Städte sind unsere schönen Sakralbauten.
–was ist Schönheit?
**Um die unserte Kultur verstehen zu können, ist es unabdingar, die Bibel zu kennen. Die auffoderung an usnere jugend die Bibel zu lesen und auch die bibel zu lesen ist daher sehr zu begrüßen.
–Katholiken lesen (verstehen angebl.) die Bibel nicht, extrem viele andere auch nicht, was machen wir jetzt?
Sie schieben „lesen“ (Kinder), vergleiche: einfach nur früher, lesen …, wer durfte das, meine Vorfahren nicht, und Ihre?
**dem kulturfeindlichen fundamentalistischen Atheismus, der das Bibellesen verhindern möchte ist enschieden entgegenzu treten.
–warum wollen Sie uns „so“ entschieden entgegentreten?
–Vielleicht bin ich der gute Freund von nebenan, der Retter in der Not und Ihre Phantasieeinstellung ist mir egal – ich helfe – wie ein Mensch einem Menschen hilft.
Oder umgekehrt, wie Sie es haben wollen.
Was mich aber intensiv interessiert, was halten Sie von einem Spinett?
Lieber Bert,
ich nehem an, dass Sie in Deutschland aufgewachsen, hier zur Schule gegangen sind und auch hier leben. Wenn diese Annahme richtig ist, dann ist auch Ihre Kultur – ob Sie es wahr haben wollen oder nicht – die des christlichen Abendlandes. Von dieser Kultur sind Sie auch stark geprägt; denn für Sie gelten die Gesetze, die zu unserem Kulturkreis gehören und Sie haben Wertvorstellungen, die aus der Kultur des christlichen Abendlandes entstammen. Ich will hier ein Beispiel nennen: In unserer Kultur ist die unterlassenen Hilfeleistung ein Straftatbestand (§ 323 c StGB). In anderen Kulturen, z. B in China, in Indien, in den muslimischen Ländern und auch in den meisten afrikanischen Ländern, ist die unterlassene Hilfeleistung kein Straftatbestand. Dass es aber in unserer Kultur erwartet wird, dass wir anderen in ihrer Not helfen, ist christliches Gedankengut; das ist die Geschichte vom barmherzigen Samariter. Und wenn Sie sagen, dass Sie vielleicht der „gute Freund von nebenan oder der Retter in der Not“ sein könnten, dann haben Sie für sich diesen christliche Wert der Nächstenhliebe und -hilfe akzeptiert.
Übrigens: Der Wunsch von einer Trennung zwischen Kirche und Staat oder auch zwischen Glaube und Staat ist eine Utopie. Denn solange die Politik von Menschen gemacht wird, wird in den Entschiedungen die die Politiker treffen immer auch ihr Glaube und ihre religiösen Überzeugenungen sichtbar. Das ist auch gut so. Beispiel: Wenn im Parlament die Frage der Abtreibung zur Debatte steht, dann wird der an Gott gläubige Abgeordnete gegen die Abtreibung votieren, da er glaubt, dass der Mensch bereits mit der Verschmelzung von Samen und Eizelle entsteht und wir nicht töten dürfen. Es ist einem solchen Politiker doch nicht möglich hier zu trennen zwischen seinem Glauben und der Politik die er zu verantworten hat. Das GG schreibt in Art 38 ausdrückkich vor, dass der Abgeordnete seine Entsdheidungen vor seinem Gewissen – und nicht vor der Partei oder irgendwelchen Lobbisisten – verantworten muss.
Warum möchte ich Ihnen so entschieden entgegentreten? Ich habe nichts gegen Sie persönlich. vielleicht sind Sie mir ganz sympathisch. Aber ich möchte den Athesisten entschieden entgegentreten, wenn sie der Gesellschaft den athestischen Lebensstil aufoktroieren wollen, wenn sie den Gläubigen verbieten möchten, ihren Glauben in der Öffentlichkeit zu leben. Denn der Glaube ist keine Privatsache, den man nur zu Hause oder Sonntag in der Kirche parktizieren kann. Für einen entschiedenen Christen soll vielmehr sein ganzes Leben ein Gottesdiest sein; alles was er macht, soll soll er zur Ehre Gottes machen. Genausowenig wie man nur ein bisschen schwanger sein kann kann, kann micht ein bisschen Christ sein. Entweder man ist Christ oder man ist es nicht.
Helmut Schall
Die Antwort war leider wenig befriedigend, seis drum, aber Danke.
**Aber ich möchte den Athesisten entschieden entgegentreten, wenn sie der Gesellschaft den athestischen Lebensstil aufoktroieren wollen, wenn sie den Gläubigen verbieten möchten, ihren Glauben in der Öffentlichkeit zu leben. Denn der Glaube ist keine Privatsache, den man nur zu Hause oder Sonntag in der Kirche parktizieren kann.
–doktroieren, das tuen „sie“ doch!
Spinett, revolutionierte die Hausmusik, ob es Anfangs verteufelt wurde?
Aber Herr Schall, glauben Sie das im Ernst? Hilfeleistung gibt es in allen menschlischen Gesellschaften, gibt es auch im Tierreich. Und ein Gesetz wg. unterlassener Hilfeleistung läßt sich aus der Legende vom barmherzigen Samariter nicht ableiten, sowenig wie auch die Bibel etwas über Samen und Eizelle sagt, und den Zeitpunkt, da das Leben beginnt.
Sie lesen da was in die Bibel hinein, was nicht drinsteht, und wenn sie säkulares Recht darauf bauen wollen, dann ist das das, was in anderen Sprachen „Scharia“ heißt – ist Ihnen bekannt?
Es ist doch so, daß sich die meisten Christen, die nicht wissen, wie sie aus den christlichen Traditionen ausbrechen können, ohne ihr soziales Umfeld zu frustrieren (Kinder nicht taufen, firmen, nicht kirchlich heiraten usw.), ihren Verbleib in dem Verein zu rechtfertigen versuchen. Da wird dann übersehen, daß im alten Ägypten, in Südamerika und Australien, in China und eigentlich überall ähnliche menschliche Kulturen entstanden sind, ganz ohne Jesus.
Und 1900 Jahre christlicher Einfluß haben auch Ausschwitz nicht verhindert. Was also macht die christliche Kultur aus? Eine tiefe Wirkung scheint sie ja nicht zu haben.
Es ist wie der Unterschied zwischen Deutsch und Englisch – in beiden Sprachen kann man sich ausdrücken und verständigen, beschreiben und dichten.
Der Einfluß des Christentums auf unsere Kultur wird maßlos überschätzt, und vor allem von denen ins Felde geführt, die vom Kern des Christentums, eine spirituelle Gewohnheit zu sein mit eigenen Riten und Zeremonien, auch nicht mehr recht überzeugt sind – Leben nach dem Tod, jüngstes Gericht und dieses Zeug.
Dann versucht man sich einzureden es bräche ohne Kirchen alles zusammen. Man hat ja auch so viel investiert in diesen Glauben – über 50x im Jahr in die Kirche gelaufen, und langweiligen Predigten gelauscht von Leuten, die das Leben nur aus der Beichte fremder Leute kennen. Das soll alles umsonst gewesen sein?
Und weil nicht sein kann was peinlich wäre …
Guten Tag
die unterschwelligen Einflüsse des Christentums werden wohl eher unterschätzt als überschätzt. Und diese Einflüsse würden auch dann noch bestehen, wenn die christlichen Organisationen, sprich Kirchen, aufgelöst würden.
Mal nur ein Beispiel: die ursprünglich christliche Redensart vom Sündigen und Bereuen wird heute meist in einem säkularen Kontext angewendet… wenn es um Nahrung geht, Diäten, Schlanksein, Verzicht auf Gelüste, Willenskraft, Disziplin.. und so reden sehr viele, auch solche, die schon seit Jahren keine Kirche mehr von innen gesehen haben. Solche Phänomene kann man nur dann verstehen, wenn man auch das Christentum versteht.
Darum halte ich es auch für gut und richtig, wenn sich Leute mit der Bibel und Christentum auseinandersetzen und auch, dass der Staat dies fördert.
grüsse, barbara
Hallo Barbara!
Der Wettbewerb wird aber nicht von Historikern, Kultureinrichtungen oder Sprachwissenschaftlern veranstaltet, sondern ausschließlich von missionarisch ausgerichteten Trägern (Kirchen und Bibelgesellschaften). Der Wettbewerb hat weltanschaulich-werbenden Charakter, kritische Beiträge sind angesichts der Veranstalter des Wettbewerbs unwahrscheinlich.
Das verstößt gegen die Pflicht des Staates zu weltanschaulicher neutralität.
[…] und ich sehe nicht, wie eine Bezuschussung durch den Staat zu rechtfertigen wäre. Wie schon beim Bibelwettbewerb überschreitet das Ministerium hier m.E. seine Befugnisse und verwendet die Steuermittel der […]
[…] 12.01.2010: Meck-Pomm: Bildungsministerium fördert Bibelwettbewerb für Schüler […]