Seit ich das letzte Mal hier darauf hingewiesen habe, sind die Folge 5, Folge 8 und Folge 9 des Ketzerpodcasts online gestellt worden. Die letzte gerade eben.
Themen der neuesten Folge:
Dümmster Spruch von Annette Schavan (Bildungsministerin!)
„Frohe Prozession“ mit Prügel-Nonne und GWUP-Konferenz
Attentat auf Lars Vilks wegen Mohammed-Karikatur
Abmahnungen gegen Blogger
Die Pille als Geschenk Gottes laut Margot Käßmann
Horst Köhler wünscht sich mehr Missionierung
Islamkonferenz
Zölibat: Katholische Kirche denkt angeblich über Lockerung nach
In seiner Erklärung behauptet das Forum, Medien hätten sich wegen der sexuellen Missbrauchsfälle über Wochen „in konzertierter Aktion“ nahezu ausschließlich auf die Katholische Kirche eingeschossen.
Allerdings kann man bei den kirchentreuen Medien durchaus ebenfalls den Eindruck einer konzertierten Aktion haben – und die Erklärung des Katholikenforums ist ein gutes Beispiel dafür: Bischof Müller ist dort nämlich Kuratoriumsmitglied (wie auch Kardinal Meisner).
Dieser Umstand wird allerdings in der Meldung nicht erwähnt.
Nachtrag: Wie es sich für einen papst- und kirchentreuen Verein gehört, enthalten auch die älteren Pressemitteilungen des Katholikenforums keine wirklichen Überraschungen. Hier einige Beispiele:
Letzte Woche veröffentlichte Bischof Müller aus Regensburg ein Hirtenwort, in dem er sich zu der Behauptung verstieg, in den Medien werde mit „krimineller Energie“ eine „Hetze“ verursacht, um „die ganze katholische Kirche und ihre Einrichtungen in Misskredit zu bringen.“ Die Medien lieferten ein „Zerrbild jenseits aller Realität“.
Auch jetzt erleben wir wieder eine Kampagne gegen die Kirche. […]
Es geht darum heute, die Glaubwürdigkeit der Kirche zu erschüttern. Das ist das Ziel dieser Kampagne gegen die Kirche. Die Leute, die vorm Fernsehen sitzen, die Zeitung aufschlagen, denen wird dann suggeriert, und sie werden manipuliert durch zurechtgestutzte und verkürzte Berichte […]
Ausgerechnet Müllers Predigt hat das Bistum auf seiner Website offenbar „manipuliert“ durch eine „zurechtgestutzte und verkürzte“ Fassung:
Nachdem Kritik daran laut geworden war, dass Müller in seiner Predigt die von ihm wahrgenommene „Medienkampagne“ in die Nähe antikirchlicher Nazipropaganda gerückt hatte, – unmittelbar vor dem obigen Predigtzitat hatte er nämlich über den Widerstand gegen den sog. „Kruzifix-Erlass“ der Nationalsozialisten von 1941 gesprochen, wenige Wochen zuvor hatte er anlässlich des SPIEGEL-Titels „Die Scheinheiligen“ bereits an die antikirchliche Kampagne der Nazis erinnert – da veröffentlichte das Bistum auf seiner Internetseite eine Fassung von Müllers Predigt ohne das Wörtchen „wieder“. (In der Mitschrift des Bayerischen Rundfunks ist es allerdings vorhanden.)
In der Bistumsfassung heißt es „Auch jetzt erleben wir eine Kampagne gegen die Kirche“ anstatt „Auch jetzt erleben wir wieder eine Kampagne gegen die Kirche.“
Außerdem soll Müllers Pressesprecher Clemens Neck der Süddeutschen Zeitung zufolge versucht haben,
die Berichterstattung über die Predigt zu verhindern: „Keine Freigabe der Bänder möglich. cn“, erhielt die BR-Reporterin eine sms. Jetzt nennt Neck die Berichterstattung des BR eine „fälschende Verzerrung“.
Wie gesagt: Der Pressesprecher des Bischofs, der Manipulation „durch zurechtgestutzte und verkürzte Berichte“ geißelt.
Zu Müllers Gebaren gibt es so viele Redensarten und Bibelsprüche, dass ich sie mir hier spare. Aber einen Frage habe ich doch:
Meint die Ludwig-Maximilians-Universität eigentlich, dass „Prof. Müller“ weiterhin als Dozent tragbar ist? (Zumal er sich wiederholt durch Halbwissen hervorgetan hat.)
Update: Einem Artikel der Süddeutschen Zeitung zufolge soll das Bistum Müllers Predigttext im Internet derart geändert haben, dass es dort nun heißt, wir erlebten heute „eine Kampagne gegen die Kirche“ – anstatt: „wieder eine Kampagne gegen die Kirche“. (S.u.)
Update: Die entsprechende Passage aus Müllers Predigt entsprechend der BR-Mitschrift.
Kirchenkampf 1941
Der Regensburger Bischof Müller (http://www.bischofmueller.de/) hat seiner Predigt am Samstag, 20.03.2010 im Dom zu Regensburg anlässlich der Hundertjahrfeier des Katholischen Deutschen Frauenbundes in der Diözese Regensburg zunächst auf die Rolle des Frauenbundes beim Widerstand gegen den „Kruzifix-Erlass“ der Nazionalsozialisten 1941 hingewiesen. Der Hintergrund ist folgender:
In einem Erlass des bayrischen Kultusministers Adolf Wagner wird die Entfernung des Kreuzes aus den bayrischen Schulen angeordnet.
Wagner, seit 1923 Mitglied der NSDAP, schreibt in der Anordnung: „Gleichzeitig weise ich darauf hin, dass kirchlicher Bilderschmuck, auch wenn er künstlerischen Wert besitzen sollte, sowie Kruzifixe in der Schule am falschen Platze sind; ich ersuche daher Sorge dafür zu tragen, dass solcher Wandschmuck allmählich entfernt oder durch zeitgemäße Bilder ersetzt wird.“
Die bayrische Bevölkerung reagiert auf den Erlass mit Wut und Empörung, die sich in Unruhen, Boykotten und Demonstrationen entladen. Bauern verweigern die Milchlieferung, Eltern versperren Schuleingänge oder schicken ihre Kinder nicht mehr zum Unterricht. Die Entfernung der Kreuze kann so vielerorts verhindert werden.
Michael von Faulhaber, Kardinal von München und Freising, protestierte bei Wagner persönlich gegen dieses neue Vorgehen zur Vernichtung des Christentums im öffentlichen Leben. Am 28. August ordnet Wagner in einem Geheimerlass die Einstellung der gescheiterten Kruzifix-Aktion an. Er macht für den Fehlschlag teils die gut organisierte Gegenpropaganda der Geistlichkeit, teils die politisch falsche bzw. übereifrige Handlungsweise von Lehrkräften verantwortlich. [Angaben zur Quelle unten, Links im Text von mir.]
In einer großen Krisensituation – 1941 – haben die Frauen unseres Frauenbundes in Regensburg und in Amberg gegen die damals triumfierende, nationalsozialistische Bewegung, diese neuheidnische Ideologie, christentumsfeindliche, menschenfeindliche Ideologie gewandt. Es war in unserem Bistum in Regensburg mit 1000 Personen, meist aber Frauen, und in Amberg mit 500 Teilnehmern – auch meistens Frauen -, waren es die größten, öffentlichen Demonstrationen gegen dieses nationalsozialistische Unrechtssystem. Denen mit ihrem titanischen Wollen, mit ihrem Aufbegehren gegen Gott, dem Nicht-Dienen-Wollen, Sein-Wollen wie Gott, sich selber an die Stelle Gottes setzen wollen in dieser Ideologie, war natürlich das Kreuz Jesu Christi. Jesus Christus, der für uns am Kreuz aus Liebe für und Menschen gestorben ist, ein Dorn im Auge. Darum der Erlass, alle Kreuze – Bildnisse Christi des gekreuzigten Herrn – müssen aus den öffentlichen Schulen heraus, aus allen öffentlichen Gebäuden heraus muss Christus verschwinden.
Eine große Krisensituation 1941 war für Müller also das Entfernen von Kreuzen – während der Zweite Weltkrieg tobte und die Judenverfolgung laut Wikipedia bereits folgendes Ausmaß angenommen hatte:
Der Papst und der Missbrauchsskandal (5:36)
Der Fall eines pädophilen Priesters in Ratzingers Bistum und die Direktive von Ratzingers Glaubenskongregation von 2001.
Georg Ratzingers Ausraster (2:06)
Der langjährige Domkapellmeister der Regensburger Domspatzen war froh, als er ab 1980 keine Kinder mehr ohrfeigen durfte.
Inzest in der Bibel (2:42)
Lot und seine Töchter, Abraham und Sara: alles nicht ganz uninzestös!
Kirchlicher Doppel-Sprech (1:32)
Matthias erläutert, was die Kirche seiner Meinung nach mit „Aufklärung“ meint.
Runder Tisch und Verjährung (4:15)
Aufgabe des „rundes Tisches“ und das Pochen der Kirche auf strafrechtliche Verjährung.
Bischöfe bestehen auf Entschädigungen – für sich selbst! (4:25)
Während die deutschen Bischöfe Entschädigungen für die Missbrauchsopfer fast durchgängig abgelehnt haben, bestehen sie weiterhin auf Entschädigung für die Säkularisation vor 200 Jahren. Und das, obwohl das Grundgesetz deren Ablösung vorschreibt.
Innerkirchliche Opposition (6:40)
Reaktionen von „Wir sind Kirche“, „Kirche von unten“ „Priester ohne Amt. Wer heiratet, kann kein Priester mehr sein. Wer Kinder missbraucht, schon!
Advokat des Teufels (3:07)
Matthias springt einen Moment lang für die Kirche in die Bresche.
Politiker und Journalisten (4:17)
Es zeigt sich immer wieder, dass die katholische Kirche nur auf öffentlichen Druck reagiert. Leider übt sich die Bundeskanzlerin in Wischiwaschi-Statements und glaubt, Bischof Ackermann sei ein Sonderbeauftragter für die Aufklärung.
„Nur“ 300 Fälle von Pädophilie in 9 Jahren (5:44)
Es war zu lesen, von 3000 Missbrauchsfällen, die der Vatikan in den letzten 9 Jahren bearbeitet hat, hätten nur 300 Pädophile Priester betroffen. Das kommt aber daher, dass hier eine enge Definition von „Pädophilie“ benutzt wird, die sich nur auf den Missbrauch von vorpubertären Kindern bezieht. Die andern Fälle dürften sich ganz überwiegend auf Kinder in der Pubertät (Ephebophilie) bezogen haben.
Kirchenstrafen (2:45)
Matthias erläutert, zu welchen Strafen die 3000 Missbrauchsfälle geführt haben, die der Vatikan von 2001 bis 2009 bearbeitet hat.
Kirchenrecht vs. Strafrecht (2:26)
Matthias, Christian und Sigrid diskutieren das kirchliche Strafrecht und werfen die Frage auf, wie man eine Information kirchenrechtlich geheim hält, strafrechtlich aber offenbart.
Bischof Müller vs. Humanistische Union (4:21)
Bischof Müller hatte der Bundesjustizministerin vorgeworfen, sie engagiere sich in “einer Vereinigung nach Art der Freimaurer, die Pädophilie als eine normale Sache darstellt, die straffrei zu stellen ist”.
Kirchenaustritte und Vertrauensverlust durch Missbrauchsskandal (1:53)
Der Missbrauchsskandal hat bereits zu vermehrten Kirchenaustritten und einem Vertrauensverlust bei der Bevölkerung geführt. Leider scheint die Bundeskanzlerin zu den 10% zu gehören die glauben, die Kirche tue genug für die Aufklärung.
Gesundbeten und Homöopathie (0:23)
Peter konnte diese Woche leider nicht beim Podcast mitmachen. Wir sagen, warum.
Nachfolgend ein Spendenaufruf von Philipp Möller, dem ich mich voll anschließe. Gespendet werden kann über Helpedia.
Liebe Freunde und Bekannte,
im Dezember 2009 erschien im Brights-Blog Marburg ein Beitrag, der sich kritisch mit einem Bischof und dessen Umgang mit einem einige Jahre zurückliegenden Fall von sexuellem Missbrauch durch einen Geistlichen in seiner Diözese auseinandersetzte.
Im Februar 2010 wurde dem Betreiber des Blogs per Einstweiliger Verfügung eine Passage untersagt, in der die Auffassung vertreten wird, der Bischof habe eine gerichtliche Empfehlung ignoriert. Mehr Informationen dazu gibt’s beim Humanistischen Pressedienst.
Der Betreiber des Brights-Blog Marburg hat etwa 1.500 Euro für Anwalts- und Gerichtsgebühren aufwenden müssen. Nun möchte ich mit Hilfe des Alibri-Verlags, der Giordano Bruno Stiftung, des Humanistischen Pressedienstes und vielen weiteren Mitstreitern Geld einsammeln, um den Blogger bei der Begleichung der ihm entstandenen Kosten zu helfen.
Beim Erreichen des ersten Spendenziels in Höhe von 500 Euro werden wir das Ziel um jeweils 500 Euro anheben, bis wir die Summe von 1.500 Euro möglichst beisammen haben.
Sollte sogar noch mehr Geld als benötigt eingehen, wird der Überschuss als Grundstock für einen zukünftigen Solidaritätsfonds zur Verteidigung der Presse-, Meinungs- und Informationsfreiheit verwendet.
Vielen Dank im Voraus,
Philipp Möller
im Namen des Alibri Verlags, der Giordano Bruno Stiftung und des humanistischen Pressedientes
Falls Ihr nun Euren Skydaddy auf der Liste der Spender sucht – ich habe bereits vor der Einrichtung der Helpedia-Aktion direkt auf das Konto der Giordano-Bruno-Stiftung gespendet. Ich wiederhole das Konto hier noch mal, falls jemand Schwierigkeiten bei Helpedia hat:
Die obigen Infos habe ich aus diesem Artikel – nur, dass ihr wisst, dass ich nicht meine eigene Bankverbindung angegeben habe 😉
Natürlich sollte vorzugsweise über Helpedia gespendet werden – Müller und Konsorten sollen ja sehen, dass sie mit ihren Abmahnungen oder dergleichen nur eine Solidarisierung bewirken.
Das ist für mich auch der Hauptvorteil der Aktion: Die Gegenseite soll wissen, dass wir durchaus die Möglichkeit haben, uns professionell gegen juristische Attacken zu wehren.
Deshalb hoffe ich (auch im eigenen Interesse…), dass bei der Aktion ein Überschuss zustandekommt, der für künftige Auseinandersetzungen kurzfristig zur Verfügung steht.
Eigentlich wollten wir uns gar nicht so viel mit dem Missbrauchsskandal beschäftigen und hatten noch andere Themen vorbereitet. Aber das Abhandeln der „unverzichtbaren“ Punkte hat dann doch schon fast den ganzen Podcast ausgefüllt!